Winnetou Fernsehfilm auf RTL an Weihnachten Neuverfilmung: Winnetous Aufbruch in eine neue Welt

Weihnachten erweckt RTL einen Mythos. Der Dreiteiler ist mit Liebe und Aufwand gemacht — und ganz anders als die Indianer-Klassiker.

Winnetou Fernsehfilm auf RTL an Weihnachten: Neuverfilmung: Winnetous Aufbruch in eine neue Welt
Foto: RTL / Nikola Prodrovic

Köln. Der weiße Mann hat lange warten müssen, um den roten Bruder wieder zu treffen. Viele Sommer sind vergangen, seit sich die Pfade das letzte Mal kreuzten. Aber jetzt kehrt der Apache zurück: An Weihnachten reitet Winnetou wieder über die Fernsehschirme. RTL bringt neue Abenteuer, mit neuem Personal. Und in diesen Indianer-Filmen sieht kaum noch etwas so aus wie früher. Winnetou Reloaded traut sich auf fremdes Gebiet.

Die Macher hoffen, eigene Spuren zu legen für eine neue Fan-Generation. Mit dem Slogan „Der Mythos lebt“ holen RTL und Rat Pack Film Deutschlands meist verehrten Indianer aus den ewigen Jagdgründen zurück. Die Großproduktion wird als Dreiteiler zur Primetime ausgestrahlt. Den ersten sendet RTL am 25. Dezember mit dem vieldeutigen Titel „Eine neue Welt“ (20.15 Uhr), am 27. Dezember folgt „Das Geheimnis vom Silbersee“ und am 29. Dezember „Der letzte Kampf“.

Winnetou Fernsehfilm auf RTL an Weihnachten: Neuverfilmung: Winnetous Aufbruch in eine neue Welt
Foto: RTL/Koch

Der Wilde Westen ist ein anderer geworden, seit der Häuptling (Pierre Brice) 1968 das letzte Mal an der Seite Old Shatterhands (Lex Barker) für das Gute kämpfte. Damals bezeichnenderweise im „Tal der Toten“. Nun hat sich Erfolgsregisseur Philipp Stölzl („Der Medicus“, „Nordwand“, „Goethe“) an die knifflige Neuverfilmung gewagt. „Wann im Leben machst du schon mal so etwas?“, sagt er. Zusammen mit Produzent Christian Becker hat Stölzl die Karl-May-Welt entstaubt, aufgefrischt und aufs Wesentliche reduziert. Er wagt einen Spagat: die Botschaft, die märchenhafte Romantik und das Abenteuer zu bewahren, aber zugleich andere Akzente zu setzen, mit weniger Pathos. Alles wirkt realistischer, dreckiger, moderner, intensiver, intimer. Die Macher wissen, dass sie ein eigenes Format brauchen, um 2016 bestehen zu können. Es geht nicht mehr so naiv und hölzern wie in den 60ern.

Die Figuren und die Handlung haben wenig gemein mit den Kultfilmen oder den Romanen. Becker und Stölzl wollen kein Remake, sondern eine moderne Adaption des Stoffs, die heutigen Sehgewohnheiten genügt. So gelingt es ihnen, in fremden Kulissen, Kostümen und Abläufen den Kern der Geschichte spannender zu gestalten — die Annäherung zwischen Weiß und Rot.

Die Figuren können sich entwickeln. Man erfährt, woher sie kommen, wie sie fühlen — und dass sie auch irren. Übergroße Helden werden zu Menschen. Und endlich ist Platz für eine Frau. Iazua Larios spielt als Winnetous Schwester Nscho-tschi eine tragende Rolle. Die Besetzung ist imposant, allen voran Wotan Wilke Möhring als Old Shatterhand. Jürgen Vogel ist dabei, Michael Maertens, Milan Peschel, Fahri Yardim, Matthias Matschke - und Mario Adorf. Als Santer spielte er schon 1963 den meist gehassten Bösewicht der Serie.

Old Shatterhand beginnt im Westen als blauäugiger deutscher Landvermesser Karl May. Wilke Möhring schafft als Antiheld maximale Distanz zu Vorgänger Lex Barker. Er spielt das klug und glaubwürdig, mit Charisma. Es dauert, bis er zu Winnetou findet, sich gegen den Bahnbau stellt und zum Westmann wird. Er verabscheut das Unrecht an den Indianern. Nicht sie sind die Wilden, sondern die Weißen. Diese Entwicklung bremst Tempo und Action, wirkt aber erfrischend. Als Kind ein großer Fan, ließ Wilke Möhring für Karl May anderes sausen: „Es lohnt, den Stoff neu zu interpretieren. Weil es um Werte geht, die zeitlos wichtig sind.“ Der erste Teil, kürzlich in einem Kölner Kino vor Journalisten gezeigt, erhielt viel Applaus. Satte Bilder sind entstanden. „Kino fürs Fernsehen und für die ganze Familie“, sagt Christian Becker. „Für jedes Alter ist etwas dabei.“

Oft verneigt sich das Werk leise vor den Klassikern — mit grandiosen Aufnahmen der vertrauten kroatischen Landschaft, mit den Gänsehautmelodien der 60er oder mit Gastauftritten damaliger Stars. Es wurde mit Herzblut und feinem Gespür gedreht — und mit krassen Brüchen zum Alten.

Das Echo wird gespalten sein und die Fallhöhe ist gewaltig. Vor allem für Nik Xhelilaj. Der Albaner schlüpft in die Mokassins von Pierre Brice. Xhelilajs Winnetou wird an ihm gemessen und muss sich zugleich emanzipieren. Der 33-Jährige besitzt dafür genug Substanz und Ausstrahlung. Sein Häuptling ist jung und wild. Er passt zu Wilke Möhring — wenn der Zuschauer bereit ist, das geliebte Terrain mit anderen Augen zu sehen. Endlich ein neuer Winnetou. Eine neue Welt.

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