Woodkids Albumdebüt: „The Golden Age“

Berlin (dpa) - Es ist, als umgebe sich Woodkid nur mit den schönsten Frauen. Songs der Popsternchen Katy Perry („Teenage Dream“), Rihanna („Take Care“) und Lana Del Rey („Born To Die“) hat er in Videos gegossen - und dafür schon verschiedene Musikpreise und Nominierungen eingeheimst.

Am Freitag (15. März) kommt mit „The Golden Age“ das Debütalbum des Franzosen in die Plattenläden - die Musik ist alles andere als Mainstream-Pop.

Woodkid, das ist das Multitalent Yoann Lemoine. Zwei Jahre ist es her, dass er sein opulentes „Iron“ veröffentlichte. Viele Millionen Mal wurde das Video seitdem angeklickt. Darin lässt er die britische Schönheit Agyness Deyn und drei ihrer männlichen Model-Kollegen als mythologische Krieger in eine imaginäre Schlacht ziehen. Furiose Blechbläser und allegorische Schwarz-Weiß-Bilder schüren eine Ästhetik der Attacke. Kämpferisch singt Woodkid: „I want to feel the pain and the bitter taste of the blood on my lips (Ich will den Schmerz und den bitteren Blutgeschmack auf meinen Lippen spüren).“

Auf „The Golden Age“ ist dieses besessen-animalische „Iron“ auch vertreten. Dessen Trommeldonner und epische Fanfaren breiten sich über die gesamte Platte aus. „Ich möchte, dass sich die Leute wie Helden fühlen, wenn sie sich mein Album anhören“, sagt der Franzose mit dem Basecap und dem Vollbart.

Lemoine studierte Illustration und Animation in Lyon und London, bevor er Werbe- und Musikvideos drehte - unter anderem auch für US-Superstar Taylor Swift. Heute lebt er in Paris und in der New Yorker Talentschmiede Brooklyn. „Es ist nur meine Leidenschaft, aus der ich nun auch Geld machen kann“, sagt er über die Musik.

Woodkid ist alles in einem: Sänger, Texter, Komponist, Produzent. Die Single „I Love You“ und die Popnummer „Conquest of Spaces“ sind die Songs mit dem höchsten Ohrwurmpotenzial. Daneben greift er tief hinein in die Musikgeschichte: Mit „Stabat mater“ nimmt er ein seit der frühen Neuzeit immer wiederkehrendes Motiv klassisch-religiöser Kompositionen auf. Und in der rasanten „Bonanza“-Off-Beat-Nummer „The Great Escape“ fordert die Kavallerie zum Aufbruch: „Oh Boy, we get to break out (Oh Junge, wir müssen hier raus).“

Lemoine hat ein meisterhaftes Konzeptalbum vorgelegt: Jeder Song ist Teil des Ganzen. Es ist, als habe Woodkid Sinfonien aus dem späten 19. Jahrhundert in den Harnisch moderner Popmusik gepackt. Mit dem goldenen Zeitalter verbindet er selbst die Kindheit: „Es heißt ja schon im ersten Track: "The Golden Age is over". Es geht um den Verlust von Unschuld und Jugend, um den Moment im Leben, in dem man erwachsen wird“, erklärt er. Richtig erwachsen wird Lemoine auch selbst: Er lässt die Twentysomethings hinter sich und feiert fast zeitgleich mit der Albumveröffentlichung einen 30. Geburtstag.

Musikalisch erinnert „The Golden Age“ an das hoch gelobte „Hidden“ der Band These New Puritans. Die Briten zogen 2010 auf ihrer zweiten Platte genauso orchestral in den Kampf. In seinem leichten Gesang klingt Woodkid bisweilen wie die Ästhetik-Ikone Antony Hegarty, wenn auch seine Stimme tiefer und nicht ganz so ausgefeilt ist. Durch Lemoines französischen Akzent bekommen seine Songs trotz der mächtigen Instrumentierung eine gewisse Unschuld zurück.

Auch die Modewelt hat den Franzosen bereits für sich entdeckt: Dior-Designer Kris Van Assche ließ sich für seine aktuelle Winter-Kollektion von „Iron“ inspirieren. Und Jean Paul Gaultier schickte seine Models auf der Pariser Fashionweek zu Woodkid-Sounds über den Laufsteg. Dieser war davon so überwältigt, dass er twitterte: „Wow, hat @JPGaultier wirklich meine Musik in seiner Show gespielt? Jetzt kann ich sterben.“

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