Theo Hutchcraft von "Hurts": "Gefühle sind für Männer schwierig"

Das britische Elektro-Duo Hurts hat mit seinen traurigen Synthesizer-Balladen einen Nerv getroffen. Unser Autor traf Sänger Theo Hutchcraft.

Manchester. Wer seine Band "Hurts" nennt, muss viel Leid erfahren haben. Doch manchmal trügt der Schein: Beim Interview zeigt sich der Sänger des englischen Elektropop-Duos, Theo Hutchcraft, durchaus munter und gut gelaunt.

Theo Hutchcraft: Es war ein furchtbarer Club, ich wünschte, wir hätten uns woanders kennen gelernt. So war es aber nun mal: Wir standen neben unseren Freunden und redeten über Michael Jackson und Prince. Es gab auch keinen Grund einzuschreiten. Es waren zwei große Gruppen, die aufeinander losgegangen sind. Da hätten wir eh nichts ausrichten können, außer sinnlos mit zu kloppen. Und wer weiß, ob wir uns dann jetzt unterhalten würden?

Hutchcraft: Die Antwort ist ganz einfach: Wir waren beide arbeitslos und konnten uns London nicht leisten. Man muss trotzdem den Mut haben und an sich glauben. So haben es auch andere Bands aus Manchester gehalten, wie Oasis oder The Smiths. Sie haben die Fahne von Manchester in Richtung Welt wehen lassen. Und übrigens: Die Stadt ist gar nicht mehr so grau, wie sie damals war. Manchester ist eigentlich sogar sehr modern.

Hutchcraft: Naja, Männer sind nun mal so! Wir können eigentlich ständig Witze machen, Leute veralbern und uns verstellen. Wenn es aber darum geht, Gefühle zu zeigen, wird es für Männer schwierig. Frauen hingegen können viel leichter Emotionen zeigen, egal ob sie traurig oder glücklich sind. Wir als Band haben die Möglichkeit, unsere Stimmung über die Musik auszudrücken. Wenn wir das nicht könnten, wären wir wahrscheinlich so einseitig wie viele andere Kerle.

Hutchcraft: Sie haben sich durch ihre Musik und ihr Auftreten eine eigene Welt erschaffen. Das sind nicht Jungs, die man in der Kneipe um die Ecke trifft. Solche Leute haben mich schon immer beeindruckt. Als ich jünger war, waren es Figuren wie Madonna, Prince oder Michael Jackson die genau das Gleiche geschafft haben. Sie sind nicht so langweilig wie andere.

Hutchcraft: Das war echt witzig. Wir hatten vorher noch keinen Remix gemacht, und plötzlich kommt das Management von Rammstein auf uns zu und fragt, ob wir nicht "Haifisch" neu abmischen wollten. Klar! Also haben wir es gemacht. Und das Unglaubliche ist: Es hat ihnen auch noch gefallen.

Hutchcraft: Ach was! Als wir damals von Arbeitslosengeld lebten, wollten wir einfach etwas haben, an das wir uns halten konnten. Es klingt unglaublich, aber wenn man sich zu so einer Zeit vernünftig kleidet, fühlt man sich besser, und es gibt einem das Gefühl, dass man die Kontrolle über sein Leben hat. Alles um einen herum fühlt sich besser an. Und jetzt haben wir das Problem: Wenn man einmal angefangen hat, elegant auszusehen, kann man damit nicht mehr aufhören.

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