Take That: Aller guten Dinge sind drei

„III“ heißt das neue Take That-Album nicht zufällig. Jason Orange hat die Band verlassen. Hört man einen Unterschied? Nö. Dass Robbie Williams nicht dabei ist, fällt kaum auf.

Take That: Aller guten Dinge sind drei
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Düsseldorf. Es waren einmal fünf Boys, die mit ihrer Musik die Herzen der Mädchen zum Glühen brachten. Sie hießen Gary, Howard, Mark, Robbie und Jason, besser bekannt als Take That. In den 90er-Jahren waren sie die Größten. Bis Robbie auf den Teenie-Kram keine Lust mehr hatte und seinen Ausstieg bekannt gab. Für die Fans brach eine Welt zusammen. Manche drohte gar mit Selbstmord, es war dramatisch.

Die Boys trennten sich, wurden zu Männern. Nur aus Robbie wurde ein Star. 2010, nach vielen Wenns und Abers, meldeten sich Take That zurück — mit Robbie an ihrer Seite. Und die Mädchen von einst, inzwischen in einem Alter, in dem sie selbst Kinder haben könnten, liefen scharenweise in die Konzerte, um noch einmal auszurasten, so wie früher.

Take That: Aller guten Dinge sind drei
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Für die Comeback-Tour in Originalbesetzung wurden allein in Großbritannien und Irland fast anderthalb Millionen Tickets innerhalb eines Tages verkauft. Nach der Tour tauchte Robbie wieder ab und ließ offen, ob er jemals wieder mit Take That zusammenarbeiten würde. Zuletzt twitterte er Fotos und kleine Filmchen aus dem Kreißsaal von der Geburt seines zweiten Kindes Charlton Valentine. Es war bizarr.

Aus fünf wurden vier, dann wieder fünf und wieder vier. Und jetzt — sind sie nur noch zu dritt. Jason Orange hat die Band verlassen. Und nein, es gab keine kreischenden Fans, die „Jason, I love you!“ schrien und sich schluchzend in den Armen lagen. Traurig waren in erster Linie seine Kollegen. Orange galt als begnadeter Tänzer. Nun plane er eine Karriere als Psychiater, berichtete das britische Klatschblatt „The Sun“. Übrig sind Mark Owen, Howard Donald und Gary Barlow, der zuletzt wegen Steuerhinterziehung in die Schlagzeilen geraten war.

Mittlerweile ist das siebte Studioalbum der Band erschienen. „III“ heißt es, zwölf Songs sind darauf zu hören und die sind gar nicht mal schlecht. Die Plattenfirma spricht von einer „neuen Ära“ und einem „neuen Sound“, was Plattenfirmen eben schreiben, wenn es eigentlich nicht so viel Neues zu sagen gibt. Auf dem Cover stehen die drei und werfen einen überlebensgroßen ölig-verzerrten Schatten. Ihre Gesichter sind nicht zu sehen, anders als früher. Soll keiner merken, dass die Boys inzwischen erwachsen sind. Mark Owen, das Küken der Band, ist immerhin schon 42.

Musikalisch ist „IIII“ lupenreiner Pop, zuckrig, manchmal zu seicht, zu glatt, zu clean, aber durchgehend euphorisch. Man könnte auch sagen: dauererregt. Die Musik passt zur Gegenwart, in der DJs wie David Guetta und Avicii die Charts anführen. Robbie Williams vermisst man kaum. Die Stimmen klingen ohnehin getunt. Schlimm ist, wenn die Band wie bei „Get ready for it“ das rhythmische Klatschen der Fans präventiv mitliefern oder auf hymnische „Ohs“, „Ahs“ und „Bababahs“ als Gefühlsverstärker bauen.

Songs wie „Portrait“ und „Freeze“ klingen hingegen nach Coldplay. Auch „Let in the Sun“ mit seinen stampfenden Beats im Refrain erinnert an ihren Hit „A Sky full of Stars“. Produziert hat ihn Stuart Price, der mit Madonna, Britney Spears und den Killers zusammengearbeitet hat und dem Vorgängeralbum „Progress“ seinen Stempel aufdrückte.

Der ungewöhnlichste weil experimentellste Track ist das bratzig-elektronische „I like it“. Price zeigt, wo die Reise für Take That in den nächsten Jahren enden könnte: auf dem Dancefloor. Weg vom allzu schmalzigen Lala-Pop wie auf der Single-Auskopplung „These Days“. Aber: Die Fans wollen das. Also kriegen sie auch das. Price ist ist nicht der einzige Produzent, der das Album zum Glitzern bringt. Den Sound geweitet haben auch Greg Kurstin (Lana Del Rey, Lykke Li, Katy Perry), John Shanks (Take That) und Jeff Lynne (ELO, Paul McCartney, Regina Spektor, Tom Petty).

Für die Tour 2015 musste die Band schon Extra-Termine anberaumen. Take That bleiben eben eine Marke, auch wenn sie ohne Robbie Williams nur halb so viel wert ist. Kürzlich meldete sich jedoch ausgerechnet der verloren geglaubte Sohn über Twitter zu Wort: „Ich bin sicher, dass ich mich wieder mit Take That zusammentue. Wann und wo, weiß ich nicht.“ 2017 würde passen, denn dann feiern Take That ihr 25-jähriges Bestehen. Vielleicht lässt sich ja auch Jason Orange überreden, der alten Zeiten wegen.

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