Soul: Mit dem Segen von ganz oben

Cee Lo Green, die Stimme des Soul-Projekts Gnarls Barkley, hat mit „The Lady Killer“ ein Album im satten Retro-Sound aufgenommen.

Cee-Lo ist ein bekanntes Würfelspiel. Zumindest in den Ghettos amerikanischer Großstädte. Gespielt wird auf dem Boden, der Einsatz: Geld. In den USA ein Fall von illegalem Glücksspiel. Aber in den Ghettos passiert bekanntlich einiges, was nicht erlaubt ist.

Cee Lo Green, eigentlich Thomas DeCarlo Callaway, lebte nie im Ghetto. Aber irgendwie passt der Name trotzdem. In seiner Jugend war er nicht die Person, die man vorbildlich nennt.

Als er noch keine zehn war, machte er sich einen Spaß daraus, streunende Tiere in seiner Heimat Atlanta zu quälen. Jahre später, als Schüler, vermöbelte er Obdachlose.

Wahrlich ein Rowdy. Über diese Zeit sagt Green: "Satan hat versucht, mich zu beeinflussen." Kaum zu glauben, dass so einer nun passionierter Weinliebhaber ist und mit sanfter Stimme "Lonely Teardrops" von Jackie Wilson singt. Letzterer entflammte in ihm übrigens die Liebe zur Musik. Seine Lieder liefen im Elternhaus auf dem Schallplattenteller.

Green spricht mit leiser Stimme und macht viele Pausen. Er beschreibt sich selbst als einfache Person. Zu Hause sei er nichts weiter als ein liebender Vater und eine "Couch Potato", ein Faulenzer. Er brauche kein großes Anwesen mit protzigen Autos, wie viele seiner Kollegen. "Wenn ich zu Hause bin, will ich einfach Zeit mit meiner Familie verbringen", sagt Green.

Vielleicht möchte er seinen Kindern bieten, was ihm fehlte. Einfach war seine Kindheit nicht. Als er zwei Jahre alt war, starb sein Vater, ein Pfarrer. Seine Mutter erzog ihn streng religiös.

Gesungen wurde daheim immer viel, vor allem Gospel und Soul. In der Schule traf er André Benjamin, besser bekannt als André3000 von Outkast. Sie tasteten sich an den Hip-Hop heran und schrieben selbst erste Verse.

Kurz nach seinem 18.Geburtstag hatte Greens Mutter einen schweren Autounfall. Von da an war sie querschnittsgelähmt. Er pflegte seine Mutter und durchlief einen Sinneswandel. Der Rebell war vertrieben, Satan hatte einen Knappen verloren. Er gründete die Band Goodie Mob.

Kurz vor ihrem Debüt "Soul Food" starb Greens Mutter an den Folgen ihres Unfalls. Zwei weitere Alben folgten. Auch wenn der Durchbruch nie gelang und Goodie Mob sich lediglich in der Szene einen Namen machten, gelten sie, gemeinsam mit Outkast, als Begründer der Dirty-South-Rap-Kultur.

Kurz nach der Jahrtausendwende begann Cee Lo Green seine Solokarriere. Musiker wie Lauryn Hill, P. Diddy und Carlos Santana wurden auf seine unverkennbare Soul-Stimme aufmerksam und baten ihn als Gast ins Studio. Für die Pussycat Dolls schrieb er den Hit "Don’t Cha". Mit Seeed nahm er den Song "Aufstehn!" auf.

Eigentlich hatte deren Frontmann Peter Fox auch einen Part für sein Soloalbum "Stadtaffe" angedacht, aber Terminschwierigkeiten verhinderten eine erneute Kooperation.

Der große Erfolg kam für Green mit Gnarls Barkley. Gemeinsam mit Brian Burton alias Danger Mouse gründete er das Duo 2003, die Single "Crazy" machte sie weltberühmt. Nach zwei Studioalben ist jetzt erst einmal Schluss.

Am 19. November erscheint Greens drittes Solowerk "The Lady Killer". Zu einem solchen wird man durch einen "außergewöhnlichen Unfall". "Wie der Spinnenbiss Peter Parker zu Spiderman machte, so wurde ich durch Herzschmerz zum Ladykiller", sagt Green.

War es die Scheidung von seiner ersten Frau? Eine verlorene Liebe? Was genau sein Herz brach, darüber erfährt man nicht viel. Das Resultat aber ist ein Album, das mit viel Gefühl und kräftigem Schwung rotiert. Green zeigt, dass Soul sein Zuhause ist.

Seine Stimme ist wunderbar weich und kraftvoll zugleich. Untermalt wird sein Gesang von satten R’n’B-Melodien, die den Liedern die nötige Energie geben. Ganz so, wie man es von einem Ladykiller erwartet.

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