„Sleep“ - Achtstündiges Schlaflied von Max Richter

Berlin (dpa) — Manche Menschen mögen ein wenig Musik zum Eindösen. Wenn man aber die ganze Nacht beschallt wird, ist meist etwas schief gelaufen, dann hat vielleicht eine automatische Abschaltfunktion versagt.

„Sleep“ - Achtstündiges Schlaflied von Max Richter
Foto: dpa

Oder es passiert so etwas Ungewöhnliches wie diese Woche in Berlin.

Der Komponist Max Richter spielt mit einem Ensemble acht Stunden lang — die ganze Nacht also. Veranstaltungsort ist das Heizkraftwerk Mitte an der Spree.

Zuhörer sollen Schlafsäcke und Kissen mitbringen ins Kraftwerk. Das Werk für Klavier, Streicher, Elektronik und Gesangsstimme sei ein Experiment, sagt Richter, der in Deutschland geboren und in Großbritannien aufgewachsen ist. „„Sleep“ ist ein experimentelles Projekt, um zu forschen, wie Musik und Bewusstsein zusammenpassen.“

Die Performance feiert im Rahmen des Festivals Maerz Musik ihre öffentliche Weltpremiere, bislang sei sie einmal einem ausgewählten Publikum vorgespielt worden, sagt Richter. Auch die BBC übertrug damals. Die drei Vorstellungen in Berlin (ab Dienstag, 15. März) mit je rund 400 Plätzen waren laut Veranstalter in wenigen Stunden fast ausverkauft. Richter fängt schon an, seinen Rhythmus umzustellen.

Denn das siebenköpfige Ensemble spielt drei Nächte hintereinander durch. „Das ist ein bisschen wie einen Marathon zu laufen“, sagt Richter am Telefon. Die Zeitschrift „Musikexpress“ schrieb zur Veröffentlichung des achtstündigen Werks, „Sleep“ „dürfte das längste einteilige Stück in der Geschichte der klassischen Musik sein“.

Richter selbst kündigte das Stück als „Wiegenlied für eine hektische Welt“ an. Der 49-Jährige hat sich als Filmkomponist einen Namen gemacht und zum Beispiel die Musik zum dokumentarischen Trickfilm „Waltz with Bashir“ über den Libanonkrieg komponiert. Dafür bekam er 2008 einen Europäischen Filmpreis. Er nimmt Alben auf („Infra“), arbeitet aktuell an einem neuen Ballett für das Nederlands Dans Theater und an Musik für die US-Serie „The Leftovers“.

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