Singer-Songwriter mit dem gewissen Etwas
Berlin (dpa) - Längst unüberschaubar ist das Singer-Songwriter-Genre, allzu viele Sounds sind sattsam bekannt. Abweichungen vom Üblichen gestatten sich der Amerikaner Eric Bachmann, der Brite Bill Pritchard und der Portugiese David Santos.
Dass ERIC BACHMANN nichts von einem 08/15-Songwriter hat, zeigt er auf seinem selbstbetitelten, dritten Soloalbum (Merge/Cargo). Diese neun Songs wurden nämlich mal nicht für die Gitarre, sondern fürs Klavier geschrieben. Das Vorbild Bruce Springsteen leuchtet gleich mehrfach auf, auch die Balladen von Wilco oder der Westcoast-Pop der Beach Boys („Separation Fright“) sind als Inspirationsquelle herauszuhören.
Vor allem aber handelt es sich hier um die schönsten und persönlichsten Lieder in der langen Karriere Bachmanns, der seit Anfang der 90er Jahre Frontmann der Indierock-Bands Archers Of Loaf und Crooked Fingers war. Dass dieser Sänger ein besonders sensibler ist, beweist er spätestens mit dem traumschönen „Dreaming“, einem Tränenzieher erster Güte. Ein großes Album von einem feinen Musiker, den man bisher eher im soliden Mittelfeld verortet hatte.
Anspieltipps: „Belong To You“, „Dreaming“, „Small Talk“
Sogar noch früher, nämlich in den 80ern, begann die Laufbahn von BILL PRITCHARD. Sie bestand aus langen Pausen, doch nun scheint mit „Mother Town Hall“ (Tapete), dem Nachfolger des gefeierten Comebacks „A Trip To The Coast“ (2014), neuer Schwung reinzukommen. Wieder hat der Singer-Songwriter aus Staffordshire zusammen mit seinem Partner Tim Bradshaw in England und Frankreich ein sehr entspanntes Album zusammengeschraubt, dem man anhört, dass Pritchard nichts mehr beweisen muss.