Scorpions – noch einmal die volle Dröhnung

Rock-Dinos spielen in der Kölnarena vor 14.000 Fans: Perfekt, aber zuweilen etwas blutleer.

Köln. Sie sind das Flagschiff des deutschen Hardrocks - keine andere Band war international erfolgreicher als die Scorpions. Ihr Megahit "Wind of Change" weht noch immer rund um den Erdball und auch nach 45 Jahren auf der Bühne füllen die Hannoveraner problemlos große Hallen.

So auch am Samstagabend in der ausverkauften Kölnarena, wo 14.000 Fans von den Musiklegenden Abschied nehmen wollten. Es ist ein Konzert, das alles aufbietet, was die Band auszeichnet: große Hymnen wie "Send me an Angel", bombastischer Stadionrock wie "Rock you like a Hurricane" und krachende Rocknummern wie "Dynamite".

Auch musikalisch geben sich die Scorpions keine Blöße: Die Stimme von Klaus Meine erlaubt sich während der zwei Stunden keinen Aussetzer und Rudolf Schenker zeigte genau das, was ihn zu einen der besten Hardrock-Gitarristen gemacht hat.

Dass trotzdem der Funke nur selten ins Publikum überspringt, mag wohl auch daran liegen, dass sich die Band selbst zu ernst nimmt. Etwas Selbstironie und Lockerheit, wie sie Legenden wie AC/DC oder die Rolling Stones bei ihren Auftritten pflegen, hätte der Band gut gestanden.

Häufig wirkten die einstudierten Gesten wie emotionslose Rockattitüden. So wenn Meine immer wieder mechanisch den Mikroständer ins Publikum streckt oder die Gitarristen synchron zum Bühnenrand sprinten und damit pflichtbewusst ihr Sportprogramm abspulen. Auch das ewig lange Schlagzeug-Solo von James Kottak hebt beim Publikum nicht unbedingt die Laune. Es begleitet ein etwas surreal geratenes Video, das die Bandgeschichte illustrieren soll.

Ihr Publikum erreichen die Scorpions an diesem oft zähen Abend nur bei den großen Rockhymnen wie "The Best is yet to come" oder "Send me an Angel", die fast schon intim in der großen Halle zelebriert werden.

Es ist ein besonderer Moment, wenn die gesamte Band inklusive Schlagzeuger im vorderen Teil der Bühne ganz nahe an die Fans heranrückt und Meines Stimme zeigt, was sie noch an Gefühlen transportieren kann. Es sind die einzigen Momente, in denen die Band authentisch wirkt und in denen der Abschied von den Rock-Dinos schwerfällt.

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