Schleswig-Holstein Musik Festival eröffnet

Lübeck (dpa) - Zu Beginn hallt ein Schrei durch den Saal: „Peer, du schwindelst!“ Erst dann erklingt Musik. Ungewöhnlich hat am Sonntag in Lübeck das 27. Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) begonnen.

„Peer Gynt“ stand auf dem Programm - in einer Fassung des österreichischen Schauspielers Klaus Maria Brandauer, der auch die Titelrolle übernahm. Der norwegische Schriftsteller Henrik Ibsen (1828-1906) schrieb das Drama vom suchenden Weltenbummler, einem nordischen Faust und bat seinen Landsmann Edvard Grieg (1843-1907) um eine Bühnenmusik. Grieg stellte später die beliebtesten Stücke zu zwei Suiten zusammen. Teile daraus werden eingesetzt, wenn Sprechtheater Ibsens Stück auf die Bühne bringen. Kein Schauspielhaus aber hat Orchester, Chöre, Opernsänger zur Verfügung.

Brandauer schrieb nach intensiven Gesprächen mit NDR-Chefdirigent Thomas Hengelbrock eine neue Version für das Festival. Der Österreicher selbst stand als Peer Gynt auf der Bühne. Acht seiner Schüler hatte er als Sprecher mitgebracht. Stark vor allem die Mutter Aase von Maria Hengge, stark auch die anderen. Sie sprechen nicht nur, sondern schreien und imitieren Tierlaute. Auch Dirigent Hengelbrock kannte die Texte sehr genau: Die Lippen formulierten mit. Die 105 Minuten, ohne Pause durchgespielt, vergingen wie im Flug.

Das NDR-Sinfonieorchester spielte straff, präzise. Die Chöre, gebildet vom NDR und vom Estnischen Philharmonischen Kammerchor aus Tallinn, explodierten kraftvoll, wurden am Schluss bei choralartigen Liedern aber auch leise und sehnsuchtsvoll. Wunderschön sang Christiane Karg die Strophen der Solveig, als alte Frau im Sitzen.

Das 27. SHMF dauert bis 25. August. Länderschwerpunkt ist in diesem Jahr China.

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