Rockband Beatsteaks: „Punk heißt, alles auszuprobieren!“

Düsseldorf. Die Beatsteaks aus Berlin sind zurück und machen mehr Spaß denn je. Im Interview spricht Gitarrist Peter Baumann über das neue Album "Boombox" und verrät das Erfolgsrezept der Band.

Herr Baumann, Sie haben einmal gesagt, dass jedes neue Beatsteaks-Album das beste aller Zeiten sei. Ist „Boombox“ also die beste Platte, die Sie je aufgenommen haben?

Peter Baumann: Natürlich. Das muss doch so sein. Alles andere wäre ja Quatsch.

Was macht diese „Boombox“ denn so besonders?

Baumann: Die extreme Buntheit. Da sind zwölf Songs drauf, die musikalisch so verschieden sind, dass man gar nicht glaubt, dass sie von nur einer Kapelle stammen könnten.

Trotzdem stecken die Beatsteaks noch immer in der Punk-Schublade. Stört Sie das?

Baumann: Nein. Da stecken wir zu Recht drin. Wir kommen ja vom Punk. Außerdem ist Punk nicht nur die Art, wie die Musik klingt. Punk bedeutet auch, sich alle Freiheiten zu nehmen. Und das tun wir. Punk heißt nicht, nur drei Akkorde spielen zu dürfen. Es bedeutet auch, alles auszuprobieren.

Sie haben „Boombox“ nicht im Studio, sondern in ihrem alten Berliner Proberaum aufgenommen. Warum?

Baumann: Im Studio gibt es ein Problem: Du kommst morgens hoch motiviert rein — und musst erstmal bis nachmittags warten, ehe alle Mikros hängen, die Kompressoren eingestellt sind und der Soundcheck fertig ist. Das lenkt von dem ab, was zählt: die Musik. Und das ist frustrierend. In den Proberaum konnten wir dagegen jederzeit rein und loslegen. Und zwar live und ohne Unterbrechungen. Meist saßen wir alle fünf zusammen. Das hat musikalische Qualitäten geweckt, die zwar schon da waren, aber erst jetzt zur Entfaltung kamen.

Warum haben Sie sich für die neue Platte drei Jahre Zeit gelassen?

Baumann: Wir waren unglaublich erfolgreich. Und 2008, nach dem letzten Konzert der „Limbo Messiah“-Tour, haben wir uns gesagt: Stopp! Jetzt drehen wir uns erstmal um und schauen, wie es soweit kommen konnte. Wir mussten kieken, ob wir immer noch die coolen Typen sind. Auf keinen Fall wollten wir in einer Rockstar-Blase enden, sondern uns den Spaß bewahren. Und wir hatten endlich mal Zeit für die Leute, für die wir davor jahrelang keine Zeit mehr hatten, weil wir immer eine Platte aufgenommen haben, auf Tour gegangen sind und dann direkt wieder im Studio standen.

Lief die Band je Gefahr, aufgelöst zu werden?

Baumann: Nein. Die Pause sollte nur einem möglichen Burn-Out vorbeugen.

Ihr Weg ging seit Ende der 90er immer steil nach oben. Was ist der Unterschied zwischen den Beatsteaks früher und heute?

Baumann: Gute Frage. Aber ich kann sie nicht beantworten, weil ich auf der falschen Seite bin. Ich würde gerne mal bei einem unserer Konzerte im Publikum stehen. Irgendwas müssen wir richtig gemacht haben.

Da ist zum Beispiel Ihr Image: Die Beatsteaks sind die netten Jungs von nebenan, die wirklich jeder mag. Wie kommt das?

Baumann: Vielleicht liegt es daran, dass wir voll hinter dem stehen, was wir machen, und uns auf keine Seite schlagen. Solange wir uns als Band untereinander grün sind, fühlen wir uns wohl. Wir sind ein sehr starkes Kollektiv. Und das spüren die Leute.

Nun werden Sie demnächst mit „Boombox“ erneut die größten Bühnen bespielen. Sind Sie vor den Auftritten eigentlich noch aufgeregt?

Baumann: Auf jeden Fall! Egal, ob Riesen-Festival oder kleiner Club: Wir lassen jeden Abend vor den Leuten die Hosen runter. Da muss man doch Angst haben.

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