Nürburgring in der Eifel „Rock am Ring“ kommt nach Hause

Nach zwei Jahren Unterbrechung geht das Festival 2017 wieder auf dem Nürburgring über die Bühne. Die Nachricht überrascht.

„Rock am Ring“ soll am Nürburgring bleiben: Dafür hatten sich 2014 viele Fans starkgemacht. Das Festival ist legendär: Von 1985 bis 2014 zog dasMusikereignis die Massen an die Rennstrecke in der Eifel (Bild aus dem Jahr 2011).

„Rock am Ring“ soll am Nürburgring bleiben: Dafür hatten sich 2014 viele Fans starkgemacht. Das Festival ist legendär: Von 1985 bis 2014 zog dasMusikereignis die Massen an die Rennstrecke in der Eifel (Bild aus dem Jahr 2011).

Foto: Thomas Frey

Aachen/Nürburg. „Rock am Ring“ kehrt nach Hause zurück. Das legendäre Musikspektakel wird im kommenden Jahr wieder auf dem Nürburgring in der Eifel stattfinden. Diese Entscheidung sei unausweichlich, teilten die Veranstalter, die Marek-Lieberberg-Konzertagentur sowie die Live Nation GmbH, am Montagmit. Das Event müsse langfristig zukunftsfähig gestaltet werden. Der Flugplatz Mendig als Standort von 2015 und 2016 sei nicht mehr haltbar. Grund seien höhere Auflagen beim Umwelt-, Arten- und Gewässerschutz. Diese machten „weitere Investitionen in Millionenhöhe erforderlich, ohne auf Dauer eine Genehmigungsfähigkeit zu gewährleisten“.

Lieberberg selbst sagte: „Wir sind nie in die schwarzen Zahlen gekommen. Betriebswirtschaftlich rechnet sich Mendig für uns nicht.“ Die zuständigen Behörden in Koblenz widersprachen dem: „Es gab keine neuen Auflagen.“

Die Entscheidung, die viele Fans Montag in sozialen Netzwerken bejubelten, kommt überraschend: Wegen Streit ums Geld mit dem neuen Ring- Besitzer Capricorn hatte Konzertveranstalter Marek Lieberberg dem Originalschauplatz 2014 eigentlich den Rücken gekehrt und war rund 30 Kilometer weiter auf den Flugplatz des Eifelortes Mendig gezogen. Es folgte Ärger wegen der Namensrechte, die Capricorn für sich beanspruchen wollte.

Nun also doch wieder drei Tage Live-Musik am Nürburgring, der im kommenden Jahr seinen 90.Geburtstag feiert. Der Streit ums Geld ist also offenbar beigelegt. Vielleicht liegt der Grund auch in einer neuen Personalie, die einen Neuanfang möglich machte: Seit März ist Mirco Markfort Geschäftsführer der Capricorn Nürburgring GmbH. Für den 39-Jährigen war der gestrige Tag der Verkündigung ein guter Tag: Denn mit Lieberbergs Festival kehrt endlich ein Schwergewicht unter den Großveranstaltungen an die Rennstrecke zurück, die jüngst die Formel 1 verloren hat und mit der Etablierung der „Grünen Hölle“ als eigenes Festival gescheitert war.

„,Rock am Ring‘ ist nicht nur aus betriebswirtschaftlicher Sicht, sondern auch aus Marketing-Sicht eine sehr interessante Veranstaltung“, fasst es Markfort zusammen. Für den neuen Mann an der Spitze von Capricorn ist es ein großer Wurf in seiner neuen Funktion: „Der Nürburgring ist wieder in aller Munde.“ Und auch die Verwirklichung eines Traums: „Wir wollten ,Rock am Ring‘ zurückholen“, sagt Markfort.

Der erfolgreiche Abschluss des Deals dürfte ein hartes Stück Arbeit gewesen sein: Nach seinem Weggang vom Ring hatte Lieberberg Capricorn — damals noch mit Geschäftsführer Carsten Schumacher — in einem Interview extreme Forderungen vorgeworfen. Nach Lieberbergs damaliger Aussage hatte Capricorn 25 Prozent mehr vom Gewinn gefordert. Damit wären für den Konzertveranstalter nur noch 40 Prozent vom Gewinn übriggeblieben.

Wie die Einigung nun im Detail aussieht, darüber schwiegen am Montag alle Beteiligten. Auch die Vertragsdauer ist nicht bekannt. Immerhin bestätigte Markfort, sie sei „mehrjährig“. Aus der Richtung des Mitveranstalters, der Live Nation GmbH, hieß es: „Bei einem Festival muss man langfristiger als ein Jahr im Voraus planen.“

Für die Gemeinde Mendig ist der Weggang von „Rock am Ring“ hingegen ein harter Schlag: „Wir hier in Mendig haben alles dafür getan, damit das Festival hier bleibt“, fasste der Gemeindesprecher, Jürgen Zinken, die vergeblichen Bemühungen des rheinland-pfälzischen Eifelortes zusammen. „Hier sind viele schockiert.“ Mit Abertausenden Aufklebern auf ihren Autos hätten die Einwohner ihre Verbindung zum Musikspektakel zum Ausdruck gebracht:„Mendig grüßt Rock am Ring“ war darauf laut Mitteilung der Stadt lesen.

Dabei war die Stimmung zwischen dem Städtchen und Veranstalter Lieberberg nach anfänglicher Euphorie zuletzt abgekühlt. Schuld war das Wetter: Das fast schon traditionell schlechte Wetter bei „Rock am Ring“ hatte die Festivalbesucher auf dem Flugplatz mit Blitzschlägen und Starkregen heimgesucht. Dabei wurden allein in diesem Jahr 71 Menschen verletzt, mehrere unter ihnen schwer. Die Gemeinde hatte daraufhin den Abbruch des Festivals mit rund 90 000 Besuchern über den Entzug der Genehmigung erzwungen. Veranstalter Lieberberg hatte die Behörden daraufhin in einem Zeitungsinterview kritisiert. Das sei jedoch nur eine Meinungsverschiedenheit gewesen, betonte die Stadt Mendig am Montag. „Unser Gesprächsfaden ist nie abgerissen“, sagte Sprecher Zinken.

Die schon für Mendig verkauften rund 40 000 Tickets bleiben gültig. Für die nächste Ausgabe des Festivals haben sich vom 2. bis 4. Juni 90 Bands angesagt, darunter Rammstein, Die Toten Hosen und System of A Down. Dann also wieder am Nürburgring.

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