REM in Oberhausen: Sänger, Tänzer und Demokrat

Beim Gastspiel in der Oberhausener Arena verstehen REM zu überzeugen _ allen voran der sagenhafte Frontmann Michael Stipe.

Oberhausen. Ruppig, rotzig, riesig - REM: Mit einem fesselnden wie kompakten Zwei-Stunden-Set hat das um zwei Musiker verstärkte Trio aus Athens/Georgia die rund 6000 Fans in der längst nicht ausverkauften Arena Oberhausen am Mittwochabend begeistert. Die Band macht da weiter, wo sie im ihrem jüngsten Album "Accelerate" aufgehört haben: der Sound wieder rauer, die Gitarren schrammliger, der Druck gewaltig.

Und so sind ruhigere Songs an diesem Abend rar gesät. War Frontmann Michael Stipe bei der Tour 2005 mit einem an Panzerknacker erinnernden Make Up eher Schamane, gibt er im Ruhrpott im Jahr 2008 den Rocker, den Tänzer, den Beschwörer - kurzum eine echte "Rampensau", die sichtbar Spaß an dem Auftritt hat. Große Gesten, niedliche Posen, quere Figuren - Stipe, stilsicher im Sakko, kratzt Song um Song aus seinem leicht erkälteten Hals.

Er spielt mit dem Publikum, sucht den Kontakt zum Publikum, schüttelt Hände, klatscht ab - Berührungsängste kennt er an diesem Abend nicht. Songs des aktuellen Albums und satte Klassiker der härteren Gangart prägen das Programm, das auf sechs versetzte Bildschirme - die einzige, aber hoch wirkungsvolle Dekoration - übertragen wird. Die Band ist eingespielt.

Der Harmonie-Gesang - mit Bassist Mike Mills als kongeniale Zweitstimme - fasziniert; ein Teil des typischen REM-Klangs. "What's the frequenzy Kenneth?", "Bad days" oder "The great beyond" werden von den treuen Anhängern schnell erkannt und viel bejubelt. Aber auch das neue Material, wie Stipes Lieblingssong "Hollow Man", stehen dem in nichts nach.

Dazu reißt und schlägt Peter Buck - ein Mann ganz in Grau - unaufgeregt in die Saiten seiner Gitarren. Nein, die große Show ist sein Ding nicht, die überlässt er seinen Kumpels. Keine REM-Show ohne politisches Statement: Zwar, räumt Stipe ein, sei man schon eine Zeit lang nicht mehr in Oberhausen gewesen, "aber wir hassen unsere Regierung immer noch. Aber das wird sich bald ändern", sagt der Demokrat und bekennende Obama-Unterstützer - um das unmissverständliche "Ignoreland" hinterher zu schicken.

Zu den Zugaben drehen REM noch einmal zusätzlich auf: "Supernatural, Superserious" - der Popsong von "Accelerate", "Losing my religion" - die Mitsing-Hymne, und "Man on the moon" Up-Tempo-Showstopper. Fan-Herz, was willst Du mehr! Eine sagenhafte Nacht. Warum ist nur der Vollond auf der Heimfahrt nicht zu sehen.

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