Porträt: Cellist Gautier Capucon - Der romantische Feuerwerker

Der Cellist Gautier Capucon ist auf dem Sprung zum Weltstar.

Colmar. Seine dunklen Haare fallen ihm beim Cellospielen ins Gesicht und schließen sich wie ein Vorhang. Doch der französische Cellist behält den Durchblick, als er beim Internationalen Musikfestival im elsässischen Colmar in der Kirche Saint Mathieu Joseph Haydns Cellokonzert C-Dur in ein rauschendes Fest verwandelt.

"Dieses Konzert ist für mich wie ein Feuerwerk und voller Romantik", sagt Gautier Capucon nach dem Konzert im Gespräch. Der 26-Jährige wirkt dabei mehr wie ein bescheidener Musikstudent als wie ein international hofierter Künstler. Dass er nicht nur hier, sondern auch in Wien und Salzburg Furore macht, lässt ihn nicht abheben.

Als er im großen Saal des Wiener Musikvereins auftreten sollte, habe er sich zuerst einfach nur gefreut, erzählt Capucon. "Aber als ich das Podium betrat spürte ich auf einmal, was es bedeutet, in einem solch geschichtsträchtigen Haus auftreten zu dürfen." Dass es Capucon nicht um sich selbst geht, sondern um die Musik, die er als sein "Lebenselixier" bezeichnet, ist seinem Auftritt anzumerken.

Das dortige Festival besitzt zwar weder die Größe noch den Namen der großen internationalen Festspiele à la Salzburg oder Vervier, aber dennoch wirkt Capucon enorm engagiert, als sei Colmar für einen Abend der Nabel der Welt, kommuniziert beim Spielen durch Blicke und rhythmische Körperbewegungen mit den Mitgliedern der vom Festivalleiter Vladimir Spivakov geleiteten Moskauer Virtuosen.

Capucon fungierte diesen Sommer als Haupt-Star des Colmarer Festivals, das zum 20. Mal stattfand und dem 2007 verstorbenen Cellisten Mstislaw Rostropowitsch gewidmet war. Zuletzt hatte Rostropowitsch 1996 in Colmar gastiert. "Ich kann es physisch spüren, dass Slawa hier war", sagt Capucon, der heute beinahe so viel Publikum in die Konzerte lockt wie sein großer Vorgänger, und für den nun sogar Madame Chirac anreiste.

Seinen internationalen Durchbruch hatte Gautier Capucon nicht als Solist, sondern im Duo mit seinem Bruder, dem Violinist Renaud Capucon. Renaud ist fast genauso berühmt wie Gautier, hat es aber als Geiger ein wenig schwer im von Konkurrenten nur so wimmelnden Haifischbecken des derzeitigen Musikbetriebs. Weiterhin tritt das Geschwisterpaar gemeinsam auf, etwa in Brahms’ grandiosem Doppelkonzert.

Doch mehr und mehr tritt Gautier als Solist in Erscheinung. Er fahre nun nach Frankfurt ins Aufnahmestudio, um sich anzuhören wie die Aufzeichnung von Dvoráks Cellokonzert, dem Paradestück für jeden Cellisten, geworden sei.

Die vom Dirigenten Paavo Järvi geleitete Einspielung ist demnächst auf CD bei Capucons Exklusivlabel Virgin Classics erhältlich. Und wenn Capucon den Dvorák nur halb so mitreißend spielt wie Haydn, kann man von der neuen Silberscheibe Wunderbares erwarten.

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