Pop: Großes Kino für die Ohren

Eigentlich wollte Peter Fox, das dröhnende Sprachrohr von Seeed, bei seinem ersten Solo-Projekt nicht selbst ans Mikro. Dass er es doch getan hat, ist ein musikalischer Glücksfall.

Düsseldorf. Über zwei Millionen Internet-Klicks für das Musik-Video "Alles neu!", Kanye West, US-Grammy-Gewinner, stellt den Song sogar auf seine Homepage und verkündet sinngemäß: "Dieses Teil macht süchtig", und in tausenden Video-Kommentaren steht: "Hammer-Lied", "Großartig" und "Was für ein Ohrwurm".

Wer jetzt denkt, irgendein amerikanischer Superstar bringt mal wieder einen neuen Song raus, der irrt gewaltig. Der Musiker heißt Peter Fox. Kennt kaum einer? Doch! Eigentlich ziemlich viele, denn Peter Fox ist Pierre Baigorry, besser bekannt als Enuff, die deutsche Stimme der erfolgreichen Berliner Reggae-Dancehall-Band Seeed.

Wie entstand der Name Peter Fox? "Das ist kein Künstlername. Ich war schon immer Peter Fox, Peter ist einfach Pierre auf deutsch", und wegen seiner roten Haare hieß er früher, bei einigen heute noch, Foxi. Peter Fox sang schon bei einigen Projekten deutscher Künstler wie Miss Platnum oder Sido mit, veröffentlichte 2007 auch die erste Single "Fieber", zusammen mit der HipHop-Formation K.I.Z..

Doch das Soloprojekt Peter Fox, mit eigener Platte, war so nicht geplant. Pierre wollte "eigentlich nur produzieren". Singen sollte, wie es bereits "locker verabredet war", der amerikanische Rapper Cee-Lo Green. Doch Cee-Lo und sein Partner Danger Mouse gründeten vor einiger Zeit Gnarls Barkley, das skurrile Neo-Soul-Duo, das 2006 den Welthit "Crazy" landete. So wurde aus dem deutsch-amerikanischen Musikprojekt erst mal nichts. Pierre musste umplanen.

Alles hinzuschmeißen, das kam für ihn nicht in Frage, die Beats zur Platte standen außerdem schon. Doch er fand keinen stimmlichen Ersatz, und so machte er es einfach selbst. Warum singt er dann auch nicht auf englisch, wie es ja eigentlich mit Cee-Lo geplant war? "Ich wollte deutsch singen, dann wird es auch gut", sagt Pierre. Die Texte schrieb der Berliner in Abstimmung mit Monk, einem Co-Autoren.

In einem Studio in Avignon wurde drei Wochen aufgenommen - mit nur zwei Drummern. Ex-Seeed-Mitglied DJ Illvibe half ebenfalls kräftig mit, durchforstete alte Platten nach besonderen Melodien, Streicherriffs und Bläsergruppen.

Das, was er fand, wurde neu arrangiert und, zusammen mit eigenen Kompositionen, in Deutschland vom Filmorchester Babelsberg eingespielt. Nach zwei Jahren Arbeit erscheint in einer Woche die Platte mit dem Titel "Stadtaffe". Was genau hat es damit auf sich? "Das sind einfach Großstadtneurotiker. Menschen aus Großstädten, die getrieben sind, Leute zwischen 20 und 40, aber ich hoffe, auch 60-Jährige können das".

Sich selbst bezeichnet er auch als Stadtaffe, geboren und aufgewachsen in Berlin, lebt heute noch in Kreuzberg. Woanders hat er noch nie gewohnt, nur "in Hamburg und Frankreich habe ich mich mal längere Zeit aufgehalten". In Frankreich, im Baskenland, hat er noch Familie.

Im November geht’s auf Tour. Alleine? "Nö. Wir sind da schon mit zwölf Leuten auf der Bühne." Mit dabei vier Trommler der Formation "Cold Steel Drummin". Und "es wird sehr drumlastig und laut", verspricht Pierre seinen Fans. Obwohl: Fans hat er ja eigentlich noch nicht, zumindest nicht die Millionen wie mit Seeed.

Fühlt es sich da nicht ganz anders an, wenn man so "ins Blaue" produziert? "Nicht wirklich", sagt der 37-Jährige, "ich habe keine Angst gehabt, irgendwelche Erwartungen nicht zu erfüllen" und "ich mache das, was ich auch selber hören will". Und das ist, wie er es selbst beschreibt: "Filmmusik zum, wie er es denglisch nennt: Dänzen".

Die nächste Singleauskopplung heißt "Haus am See". Hier geht es um dieses Lebensgefühl der Freiheit, in der Natur, eigenes Haus am See, viele Kinder, eine schöne Frau, Orangenbäumchen vor dem Haus. Man denkt an Sonne, Lebensfreude, vielleicht an die eigene Villa auf Mallorca. Kann er sich vorstellen, so zu leben? "Ja klar, auf jeden Fall. Der See darf dann aber auch ruhig in Berlin sein."

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