Philipp Poisel: Live im Circus Krone

Berlin (dpa) - Es wurde gehämmert, gesägt, geklebt, getüftelt und gemalt - die wundervoll poetischen und selbst gebastelten Bühnenbilder verleihen den Auftritten von Philipp Poisel einen besonders charmanten Zauber.

Seine Shows sind eine Mischung aus Unplugged-Konzert, Varieté und Theater vor ganz eigener Kulisse. Scherenschnitte erinnern zudem an die Pionierin Lotte Reininger (1899-1981), die vor allem in den 1920er Jahren mit ihrer Silhouettenkunst für Begeisterung sorgte.

Letztes Jahr gab der umjubelte deutsche Singer/Sogwriter zwei Konzerte im Circus Krone, die jetzt unter dem Titel „Projekt Seerosenteich - Live aus dem Circus Krone“ auf Blu-ray erschienen sind. Lagerfeuerromantik, Streicher und Artisten inklusive.

Es scheint so, als wollte Poisel seinen Höhenflug für immer festhalten, zumal Vergänglichkeit ein großes Thema seiner Songs ist: „Ja, da ist so eine Traurigkeit in mir. Das Bewusstsein, dass nichts für immer ist und nichts für immer bleibt“, sagte er im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa.

Bereits nach den beiden Alben „Wo fängt dein Himmel an?“ (2008) und „Bis nach Toulouse“ (2010) veröffentlichte er die Live-CD „Projekt Seerosenteich“ als Momentaufnahme. Dabei ist dem 30-Jährigen der Erfolg fast ein bisschen peinlich: „Ich lebe jetzt nicht in ständiger Euphorie, eher in ständiger Dankbarkeit, Demut und schlechtem Gewissen darüber, dass es mir so gutgeht, während viele andere Menschen leiden“, sagte er den „Stuttgarter Nachrichten“.

Verstehen kann er seinen Erfolg noch immer nicht so wirklich: „Ich habe immer noch das Gefühl, dass ich ein normaler Junge bin, der aus irgendeinem Grund auf der Bühne steht.“

Poisel ist ein Sänger, der nicht auf Vermarktung getrimmt ist und auf die Coolness-Konventionen des Pop-Geschäfts wenig gibt. Unumwunden gibt er zu, manchmal selbst mit seiner Arbeit zu hadern. „Ich habe ja eher eine Stimme, an die man sich gewöhnen muss. Die nicht automatisch rein und harmonisch klingt“, sagte er der dpa.

Auch bei der Frage, ob er mit dem Erfolg gerechnet hat, versteckt er sich nicht hinter blumigen Traumtänzerei-Formulierungen. Er habe einfach am Anfang seiner Karriere seine Songs einmal im Urlaub am Lagerfeuer gespielt. Hinterher seien nicht nur seine Freunde, sondern auch um ihn herum sitzende Zufallsbekanntschaften begeistert gewesen. „Da dachte ich, es wird seinen Weg finden“, meint er. Das tat es tatsächlich, die ausgefeilten Texte mit ihren präzisen Sprachbildern und die zu Ende gedachten Kompositionen sind seit Monaten in den Charts, teils seit Jahren.

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