Nike Wagner: „Parsifal“ nicht Karfreitag aufführen

Berlin (dpa) - Nach Nike Wagners Ansicht sollte die Oper „Parsifal“ von Richard Wagner Gründonnerstag oder Karfreitag nicht gespielt werden. Dies sei eine zu „einseitige Lenkung auf den christlichen Gehalt des Werkes“, der zwar auch vorhanden sei, doch sei die Oper wesentlich komplexer.

Das sagte die Urenkelin des Komponisten und Leiterin des Kunstfestes Weimar der Nachrichtenagentur dpa in Berlin. Es gehe bei „Parsifal“ um eine „fantastische Musik mit einem problematischen Inhalt“, sagte Nike Wagner. Natürlich würden in der Oper auch christliche Kulthandlungen dargestellt, „aber es gibt Dinge im Parsifal, die uns heute viel mehr interessieren sollten“. Viel wichtiger seien die magisch-musikalischen Aspekte, auch nicht unbedingt mehr die geschlechtlichen, „das ist noch sehr viel verquältes, neurotisches 19. Jahrhundert“.

„Parsifal“ sei ein „Werk, für das Regisseure heute andere Botschaften und neue Bilder erfinden sollten“. Wenn die Oper zu stark auf den Karfreitag fixiert werde, „dann werden wir wieder in die Kirche geführt, es geht hier aber um ein Kunstwerk“. Den „ganzen Historismuszauber“ in der Oper sollte man vergessen, sagte Nike Wagner.

Das „Bühnenweihfestspiel“, wie Richard Wagner seine Oper nannte, die er eigentlich nur in Bayreuth aufgeführt sehen wollte, ist auch durch den „Karfreitagszauber“ berühmt geworden, für manche „die verklärteste Musik“, die Wagner wohl geschrieben habe.

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