„Nihil Novi“ - Nichts Neues kann so schön sein

Berlin (dpa) - Was sofort auffällt: Für Marcus Strickland ist Rhythmus eine wichtige Komponente. Der US-Amerikaner hat eine Vorliebe für DJ-Beats. Die zieht sich durch die 14 Eigenkompositionen auf „Nihil Novi“ wie ein roter Faden.

Wie das aussieht? Der Saxofonist nutzt Samples und baut darauf Harmonien und Melodien auf. Damit schafft er coole und lässige Musik. Hört man die Scheibe aufmerksam durch, wird zudem eines klar: Dahinter steckt die angesagte und vielseitige US-amerikanische Jazzszene rund um Robert Glasper, J Dilla oder Meshell Ndegeocello. Diese Musiker stehen derzeit für visionäre Ideen, wie man Jazz, R&B und Hip-Hop ohne Zweifel harmonisch verbinden kann. In dieser Szene bewegt sich auch Strickland. „Meshell steht über Genres; sie richtet sich nicht nach ihnen. Sie richtet sich nur danach, wer sie selbst ist, als Mensch“, erzählte Strickland dem Plattenlabel. Kein Wunder also, dass Strickland die Bassistin, Sängerin, Rapperin und Komponistin Ndegeocello für dieses Album als Produzentin gewählt hat.

„Das ist genau das, was ich auch mache. Ich habe kein Interesse daran, mich einem bestimmten Genre unterzuordnen; ich möchte mich musikalisch als Mensch ausdrücken.“ Dazu gehören bei Strickland auch klassische Einflüsse: von der ungarischen Volksmusik des Komponisten Bela Bartok über Fela Kutis‘ Afrobeat bis hin zum klassischen Jazz-Kontrabassisten und Bandleader Charles Mingus. Der aus Miami stammende 37-Jährige jongliert sein Saxofon meisterhaft durch dieses musikalische Patchwork und sagt: „Ich versuche nicht etwas Neues zu kreieren, sondern denke stattdessen darüber nach, was mich umgibt“.

„Nihil Novi“ ist Stricklands erstes Album für das Jazzlabel Blue Note. Beim Label „Fresh Sound Records“ spielte er zwei Alben ein („At last“ 2001 und „Brotherhood“ 2002). Die Doppel-CD „Twi-Life“ (2006) und „Triumph of the Heavy Vol. 1 & 2“ (2011) erschien bei seinem eigenen Label „Strick Muzik“. Er arbeitete unter anderem für den Trompeter Dave Douglas und für die Schlagzeuger Jeff Tain Watts und Roy Haynes.

Viele Musiker auf „Nihil Novi“ finden sich auch auf Stricklands älteren Aufnahmen. Trompeter Keyon Harrold, Kyle Miles am Bass, Schlagzeuger Charles Haynes, Organist Mitch Henry und Keyboarder Masayuki Hirano sind mit von der Partie.

Dazu hat er die Sängerin Jean Baylor, Gitarrist Chris Bruce, Schlagzeuger Chris Dave, Keyboarder James Francies und Bassist Pino Palladino mit ins Boot geholt. Auch Pianist Robert Glasper wirkte mit. Und sein eineiiger Zwillingsbruder, der Schlagzeuger E.J. Strickland, ist als Sprecher auf einer Nummer zu hören. Sie alle haben dazu beigetragen, dass „Nihil Novi“ ein angenehmes und leichtes Hörerlebnis ist. Es ist eine bemerkenswerte Scheibe, die trotz aller Leichtigkeit auch Tiefe ausstrahlt.

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