Michael Bublé in Oberhausen frenetisch bejubelt

Oberhausen. "Hat er ihm an den Hintern gefasst?" Die junge Kollegin in der Reihe vor mir schaut pikiert und irritiert. Ja, hat er. Seine Art, dem Bühnenhelfer für ein Glas Wasser zu danken.

Michael Bublé darf das. Ist es doch Teil der Show: ein großer Lausbub, ein noch größerer Charmeur und ein großartiger Entertainer.

Es ist dieses Gesamtpaket, das die 10 000 in der ausverkauften Oberhausener Arena am Montagabend frenetisch bejubeln.Es ist eine opulente Show mit vielen Lichteffekten und klassischer Big Band-Bühne, auf der sich der sympathische Kanadier fast zwei Stunden austobt.

Umgeben von fantastischen Musikern, mit denen er eigenen Erzählungen zu Folge nicht nur das Hobby Tischtennis teilt, sondern auch den ein oder anderen Scotch, gibt Bublé den legitimen Nachfolger des sagenhaften Rat Packs um Frank Sinatra und Dean Martin.

"Zum Konzert geht man in die Oper, das hier wird eine Party", klärt er auf. Und kleine Scherze und nette Unterhaltungen gehören dazu.An diesem Abend ist Bublé, neuerdings mit einer Argentinierin verlobt - was ihm doch den ein oder anderen enttäuschten Seufzer aus dem Publikum einbringt, in Plauderlaune.

Das ist nett, manchmal richtig witzig und nicht immer politisch korrekt. Das waren Sinatra und Co. aber auch nie. Bisweilen übertreibt’s der gute Michael, was doch zu Längen im sonst herrlich zusammengestellten Programm führt.Das beginnt dramatisch: Mit melancholischem Blick - unrasiert und strubbelig - singt Bublé "Cry me a river, um direkt den Swing-Klassiker "All of me" anzuschließen.

Wie auf einer Mini-Edelstahlschanze nutzt er die schräg abfallenden Podeste auf der Bühne zu Schliddereinlagen - große Gesten inklusive.Die Mischung stimmt: Herzzerreißende Balladen, tippelnde Pop-Nummern, zeitlose Jazz-Swing-Standards - Bublé kombiniert’s munter und talentiert. Er schmeichelt, er keucht, er croont, er lacht, er shakert - er entertaint im besten Sinne.

Jacksons "Billy Jean" - mit Hut und Moonwalk , "Heartache Tonight" von den Eagles, das stürmische "Twist & shout": Bublé bringt das alles so natürlich. Er macht sich die Songs zu eigen, als wären sie für ihn geschrieben worden, wie das viel beklatschte "Everything", eine Eigenkomposition.

Das gilt auch für seinen Ausflug quer durch den Saal. Da begleiten ihn die sieben A-capella-Artisten von Natural 7, die bereits als Vorband stehend mit Ovationen bedacht wurden: "All I do is dream of you"..Ganz am Schluss steht er vor dem weißen Vorhang. Allein. Ohne Mikrofon. Er singt in die staunende Menge: "Song for you". Was für ein Finale. Fortsetzung folgt: am 14. Oktober in der Kölnarena.

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