Michael Bublé: Entertainer mit Spaß und Stimme

"Rückspiel": Michael Bublé kehrt nach einer Tour im Frühjahr noch einmal nach NW zurück und wird von 8000 Fans frenetisch gefeiert. Und das ist vollkommen berechtigt.

Köln. Der Hochzeitssänger von einst, ist heute ein unwiderstehlicher Entertainer, der scheinbar mühelos zwischen Swing, Jazz und Pop wandelt.

Mit 13 Musikern im Rücken erobert Michael Bublé die Kölnarena. Er bietet den 8000 eine perfekte Show, in der alles stimmt: die Bühne, die Beleuchtung, die Band und eine eindringliche Stimme.

Der 35-Jährige reißt mit und weist die Security zurecht, wenn sie voreilig die Party-Stimmung im bestuhlten Innenraum dämpfen will. "Stop it." Bublé hält an diesem Abend niemand auf.

Mit so einer Vorgruppe geht man ein Risiko ein: Was Naturally 7 - diese glorreichen Vokalartisten aus New York - in knapp 40 Minuten an Show bieten, fordert das Publikum zu Szenenapplaus heraus. Auch ohne Instrumente bauen sie eine "Wall of Sound" mit ihren Stimmen, dass es nur zu wummert, scratcht und tost.

Abseits der Wise-Guys-Beschaulichkeit bieten Naturally 7 eine treibende, energiegeladene Show, in der die Interpretation des Beatles-Klassiker "While my guitar gently weeps" herausragt. Aber auch längst Abgedudeltes aus der Mottenkiste des Pop, Collins' "In the air tonight", wird reanimiert. Die Menschen in der Halle toben.

Gute Laune, die Michael Bublé zu nutzen weiß. Nicht, dass er musikalisch an das a-cappella-Septett anknüpft. Nein. Sein Swing ist beinah schon das Gegenteil. Und gerade deshalb funktioniert dieses Zusammenspiel, das als bedeutende Gemeinsamkeit die Klasse aller Stimmen hat. In Köln sind an diesem Abend Ausnahmekönner am Werk.

Wer den smarten Bublé im Frühjahr auf der Hinrunde seiner "Crazy Love"-Tour in Oberhausen gesehen hat, erlebt zwar eine fast identische Setlist, aber einen Entertainer, der mit noch mehr Esprit und frechem Witz die Lässigkeit des Rat Packs in die Neuzeit transferiert. Die Menschen im Rund schmunzeln, grinsen und lachen. Bublé macht allen Spaß. Vor allem in Köln. Es scheint seine deutsche Lieblingsstadt zu sein. Das Publikum ist ihm wohl gesonnen und textsicher - eine gute Basis für die Swing-Party.

Swing-Klassiker, genrefremde All-Time-Favoriten im Big Band-Gewand und eigene Hits: Das ist der Mix, den der Kanadier offeriert - ein schmackhafter Cocktail, den er melodramatisch serviert: "Cry me a river" ist eine pompöse Eröffnungsnummer in Breitwand. Standards wie "All of me" oder "Me & Mrs. Jones" "croont" er unprätentiös, als wären die Songs für ihn nur geschrieben worden.

Eine hippe Michael-Jackson-Parodie ("Billie Jean"), der Eagles Country-Rocker "Heartache tonight" als wuchtiges Orchester-Stück und Van Morrissons "Crazy Love" als berührende Midtempo-Nummer: Bublé trifft Ton und Geschmack. Dass es vor allem aber seine eigenen Songs sind - wie das luftige Pop-Lied "Everything" oder das melancholische "Home" (unpluggend nur in Gitarren-Begleitung auf einer Bühne inmiten des Publikums) - die begeistern, lassen erkennen, welch Potenzial in Bublé steckt.

Es ist mehr als nur zu erahnen, dass seine Entwicklung noch lange nicht zuende ist. Unter den 8000 gibt es daran am Donnerstagabend keinen Zweifel.

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