Mia.-Sängerin Mieze: Sprache wird nicht langweilig

Berlin (dpa) - Drei Jahre nach „Tacheles“ ist das sechste Album der Berliner Band Mia. erschienen. Doppeldeutig heißt es „Biste Mode“.

Mia.-Sängerin Mieze: Sprache wird nicht langweilig
Foto: dpa

„Ich liebe es, wenn zwei Worte kombiniert sind“, sagt Sängerin Mieze im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Man könne immer mehr entdecken. Und ein Song sei für sie dann fertig, wenn das Herz es ihr sage.

Frage: Was ist denn an dem Albumtitel doppeldeutig?

Antwort: „Biste Mode“ ist eine Altberliner Formulierung: Jemand hat dich auf'm Kieker. Jemanden im Visier haben, also eher kritisch. (...) Aber natürlich steht das auch für: Biste im Trend, hast 'ne verpasst, biste dabei, machste ihn? Ich liebe es, wenn zwei Worte kombiniert sind. Sprache wird einfach nicht langweilig, wenn man es nicht zulässt. (...) Was ich mag, ist mehr Zeit mit einem Lied zu verbringen, und dass es einem dann trotzdem nicht langweilig wird - so wie in einer Beziehung: Dass es immer nochmal was zu entdecken gibt. Und dafür liebe ich Doppeldeutigkeiten, Mehrfachbedeutungen, Wortspiele.

Frage: Wenn Sie immer wieder etwas Neues entdecken können - wann sagst Sie: Nun ist der Song genauso, wie ich ihn haben möchte?

Antwort: Das ist ein Gefühl. Ich spüre, ich bin körperlich komplett befriedigt, wenn ein Satz richtig ist. Und das kann keiner von außen verstehen. Da ist nur mein Herz das Barometer. Sicherlich ist es auch so: Wenn ich in den Proberaum gehe, den Text den Jungs vorstelle und die auch begeistert sind, ist es für mich ein Grund zu sagen: Ja, das ist es jetzt. Aber es ist auch schon vorgekommen, dass die Jungs sagten: Der Satz ist perfekt. Und ich habe trotzdem daran weitergeschrieben, bis er für mich perfekt war.

Frage: Sie haben im Seitensprung-Song „Schick mich“ mit dem Sänger der gerade pausierenden Band Polarkreis 18 einen männlichen Gegenpart. Wie war das?

Antwort: Das mit Felix Räuber war super. (...) Wir kennen uns alle schon sehr lange und sehr gut. Ich mag seine Stimme. Und ich finde es interessant, die Welt auch durch seine Augen zu sehen. Ich hatte Lust darauf, dieses gedankliche Experiment mit ihm zu wagen. (...) Es hat total Spaß gemacht, mit Felix über den Text zu sprechen. Darüber, was er vielleicht anders sagen oder singen würde.

Frage: Jetzt ist das Album draußen. Wann geht es live richtig los?

Antwort: Wir sind ganz sparsam auf Festivals unterwegs und wollen uns sehr großzügig auf die Tour vorbereiten. Ab Oktober sind wir dann mit dem neuen Album auf Tour. (...) „This is where the magic happens“, sagt man, glaube ich. Da gehören die Lieder hin: auf die Bühne und unter Menschen, von Menschen geteilt. Das ist mit der Musik wie mit der Liebe: Es wird stärker, je mehr Menschen das teilen.

Frage: Habt Ihr auch noch Vorbilder - Musiker oder Bands, von denen Ihr jede neue Platte unbedingt hören müsst?

Antwort: Leute wie Björk, Bowie, Beck zum Beispiel. Alle mit B. Also Leute, die ihrem Stil treugeblieben sind, ihn auch weiterentwickelt haben. Aber deren Motivation ist eher eine Inspiration für uns als ihre Musik.

ZUR PERSON: Die Berliner Band Mia. gibt es seit 1997. Mit „Hieb und Stichfest“ erscheint das erste Album von Frontfrau Mieze Katz, Gitarrist Andy Penn, Drummer Gunnar Spies und Bassist Robert Schütze fünf Jahre später. In den Nullerjahren wird die Band als Teil der „Neuen Deutschen Welle 2.0“ gefeiert, Singles wie „Hungriges Herz“ oder „Tanz der Moleküle“ werden zu Hits.

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