Konzert in Köln vor 50.000 Metallica feiert in Köln – und singt „Viva Colonia“

Köln · Die kalifornischen Metal-Ikonen begeistern 50 000 Fans im Rhein-Energie-Stadion in Köln mit teils überraschenden Songs und berühmten Hymnen. Eine kölsche Band wurde besonders geehrt.

 Robert Trujillo (l.) und James Hetfield begeisterten ihre Fans im Rahmen der „Worldwired“-Tour im Kölner Rhein-Energie-Stadion.

Robert Trujillo (l.) und James Hetfield begeisterten ihre Fans im Rahmen der „Worldwired“-Tour im Kölner Rhein-Energie-Stadion.

Foto: Thomas Brill

Es war am 5. Dezember 1984, als die damals unbekannte und heute weltberühmte Metal-Band Metallica erstmals ein Konzert in Köln gegeben hat. So zumindest die Erinnerungen von Schlagzeuger Lars Ulrich, die er am 13. Juni 2019 bei einem weiteren Auftritt in der Domstadt zum Besten gab. In diesen knapp 35 Jahren ist eine Menge passiert. Während es 1984 wohl nur einige hundert Fans in der Stadthalle Mülheim waren, feierten am Donnerstagabend 50 000 Menschen im ausverkauften Rhein-Energie-Stadion einen Open-Air-Gig der Superlative. Und während man Mitte der 80er Jahre wohl für knapp 20 D-Mark bei Metallica dabei sein durfte, muss man heute schon schlappe 100 Euro aufwärts berappen. Ein Standardpreis in der heutigen Musikwelt, wenn man die wohl größte Metalband der Welt live erleben möchte.

Raritäten wie „Frantic“ oder „The Unforgiven“ sind zu hören

Die Kosten für Ticket, Parkplatz (sieben Euro) und einen halben Liter Bier (5,50 Euro) schaden der Begeisterung im Kölner Fußballstadion keineswegs. Über zweieinhalb Stunden nehmen James Hetfield (Gesang, Gitarre), Kirk Hammet (Gitarre), Robert Trujillo (Bass) und Drummer Ulrich die Fans mit auf eine Reise durch die inzwischen 38-jährige Bandgeschichte. Mit einer Setlist, die vor allem im ersten Teil des Abends mit Stücken aufwartet, die in den vergangenen Jahren nicht allzu oft live gespielt worden sind. Neben der Ballade „The Unforgiven“ kommen die Besucher so in den seltenen Hörgenuss von „No Leaf Clover“, das Metallica 1999 mit dem Sinfonie-Orcherster aus San Francisco aufgenommen hat. Eine weitere Rarität ist „Frantic“ vom 2003 nach langer Pause veröffentlichen Album „St. Anger“.

Dann gehört zu diesem Abend auch ein Song, den Metallica noch nie gespielt haben und womöglich auch nie wieder spielen werden: „Viva Colonia“!? Ja, genau „Viva Colonia“ von der kölschen Band Die Höhner. Denn während der aktuellen Tournee gehört es zum Programm, dass das Quartett aus Kalifornien an jeder Station eine Art lokalen Klassiker interpretiert. Und so wagen sich Kirk Hammet und Robert Trujillo in einem Duett an den Party-Schlager. Trujillo überzeugt dabei mit einem interessanten Kölsch-Gemisch: „mer jon zum FC Kölle un’ mer fahre KVB“. Ob seine Frau, die familiäre Wurzeln im Rheinland hat, dem Bassisten bei den Proben geholfen hat, ist nicht überliefert. Die Kölsch-Einlage sorgt bei einigen eingefleischten Metal-Fans zwar für ein wenig Kopfschütteln. Sie ist aber nichts anderes als der Beleg dafür, dass sich die Mitfünfziger und mehrfachen Familienväter nach Jahrzehnten im Rock-Olymp nicht jede Minute ihres Bühnenlebens ernst nehmen.

Nach dem schon erwähnten „Frantic“ folgt die Phase des Konzertes, in dem die Stimmung überkocht. Das hat fünf Gründe: „One“, „Master Of Puppets“, „For Whom The Bell Tolls“, „Creeping Death“ und „Seek & Destroy“. Diese Metal-Hymnen aus den 80er Jahren schmettern Hetfield, Ulrich, Hammet und Trujillo hintereinander weg. So entwickeln sich genau diese Minuten, wegen derer Millionen von Fans seit so vielen Jahren zu den Konzerten in aller Welt pilgern. Nahezu alle der 50 000 Besucher in Köln kennen die Texte dieser epischen Werke und singen sie mit. Intensives Headbanging und das eine oder andere Luftgitarren-Solo gehören ebenso dazu.

In den Armen liegen sich die zahlreichen Mitglieder der von Frontmann Hetfield immer wieder beschworenen Metallica-Familie an diesem Abend auch häufiger. Am meisten, wenn während der auch Nicht-Metal-Fans bekannten Ballade „Nothing Else Matters“ aber auch gar nichts anderes mehr zählt. Der Welthit gehört ebenso zum Zugabenteil wie „Spit Out The Bone“ vom jüngsten Album „Hardwired... To Self-Destruct“ (2016) und schließlich „Enter Sandman“, das die Stimmung zum Ende der rund zweieinhalb Stunden mit Metallica noch einmal ganz nach oben bringt.

Und so entschwinden die Mitglieder der Metallica-Familie zwischen 15 und 65 in die Kölner Nacht. Beseelt von einem weiteren Treffen mit ihren Ikonen. Angesichts der vielfältigen Setlist verschmerzen die Fans das Fehlen von Klassikern wie „Fade To Black“ oder „Welcome Home (Sanitarium)“. Denn die Spielfreude von Hetfield, Hammet, Ulrich und Trujillo macht deutlich: Das war nicht das letzte Live-Erlebnis mit Metallica.

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