Mark Knopfler verzaubert die KölnArena

Zwischen dem Folk der schottischen Highlands und dem Country-Staub der amerikanischen Prärie tupft der ehemalige Dire-Straits-Sänger Rock und Blues.

Köln. "No Discodancing. No walking." Mark Knopfler sagt’s mit einem Achselzucken und erklärt den 12 500 Anhängern in der nahezu ausverkauften Kölnarena, warum er sich auf einem Stuhl niederlässt, niederlassen muss. Der Arzt hat’s ihm verordnet. Solange der Mediziner dem 60-Jährigen nicht das Gitarrenspiel untersagt. . .

Denn deshalb sind sie Sonntagabend gekommen: Knopfler-Kunst an der Sechssaitigen.Draußen lässt die Schafskälte frösteln, drinnen zündet Knopfler mit seiner exzellenten siebenköpfigen Band ein musikalisches Kaminfeuer an. Wohlig warm und akustisch außerordentlich fasziniert Knopfler rund zwei Stunden lang und wird vollkommen zurecht frenetisch von einem Ü-40-Publikum gefeiert.

Unprätentiös, ganz die Kumpels von nebenan, entern die Musiker die Bühne, setzen sich an Keyboard oder Schlagzeug, greifen zu Gitarre, Geige oder Flöte. Eine Szene, wie sie in jedem Musik-Pub jeden Abend vorkommen kann. Ein Nicken hier, eine Geste da: Schon geht’s los. "Border Reiver" aus dem jüngsten, seinem sechsten Solo-Album "Get Lucky", eröffnet die lauschige Nacht, die nicht nur von Knopflers Gitarrenvirtuosität und seinem raunenden, tiefgelegten Sprechgesang geprägt wird.

Zwischen dem Folk der schottischen Highlands und dem Country-Staub der amerikanischen Prärie tupft er Rock und Blues, lässt Knopfler seinen "good Fellows" - wie dem "Straits"-Veteranen Guy Fletcher - Raum, sich auszubreiten. Da wird es mucksmäuschenstill in der großen Arena, wenn die hölzerne Flöte gespielt wird oder der Geiger einzelne Töne aus seinem Instrument zupft.Knopfler lässt die drei Dekaden seiner Karriere ausleben.

Als Erzähler an der Gitarren fliegt er nach Philadelphia, berührt mit dem beschaulichen "The Fish and the Bird" und tanzt sitzend mit dem ausgelassenen "Bonaparte". Herrlich! Dass er die Dire Straits-Ära nicht auslässt, erwarten die Fans. "Romeo & Juliet" verursacht Gänsehaut. Das zeitlose wie gigantische "Sultans of Swing" mit seinem unverwechselbaren, rasant-filigranen Gitarren-Solo wird von den Menschen stehend bejubelt. Der Meister lächelt dazu weise und bescheiden. "You’re so sweet."

Nach dem unsterblich-hymnischen "Telegraph Road" ist erstmal Schluss. Die Band tritt aber nicht ab. Ein Tablett mit Getränken geht herum. Wie im Pub an der Ecke. Small-Talk. Scherzen. Lachen. Warum lange mit den Zugaben warten. . . Das hat Charme. Und Knopfler weiß, was die Fans wollen. Zum Beispiel "Brother in Arms". Und schon wieder gibt’s Gänsehaut - was für ein schöner Abend.

Mark Knopfler und seine Musiker sind Dienstagabend um 20 Uhr in der Oberhausen-Arena zu erleben.

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