Lykke Li: Die Liebe ist ein großes Puzzle

Die rastlose schwedische Sängerin Lykke Li legt mit „I Never Learn“ wieder ein Album vor, auf dem sie eine zerbrochene Beziehung verarbeitet.

Lykke Li: Die Liebe ist ein großes Puzzle
Foto: Justin Tyler Close

Düsseldorf. Li Lykke Timotej Svensson Zachrisson hat nicht nur einen sehr langen Namen, sie ist mit ihren 28 Jahren auch schon sehr viel herumgekommen in der Welt. Über die einzige Konstante ihres bisherigen Lebens — gescheiterte Beziehungen nämlich — singt die Schwedin auch auf ihrem dritten Album „I Never Learn“. Wir trafen Lykke Li in Berlin.

Lykke, der Name Ihres Albums wirft die Frage auf: Was lernen Sie denn nie?
Lykke Li:
Die Antwort liegt doch auf der Hand, oder?

Wahrscheinlich schon. Geht es um die Liebe?
Lykke Li: J
a, es geht um die Liebe. Auch wenn ich denke, dass ich mich in vielen Bereichen in den letzten Jahren verändert habe, und zwar weitgehend zum Positiven, so habe ich den Eindruck, dass ich mich in der Liebe auf der Stelle bewege. Ich tue mich immer noch sehr schwer in Beziehungen.

Warum ist das so?
Lykke Li:
Die Liebe ist ein Puzzle, das ich nicht gelöst kriege. Und ich will das auch gar nicht. Denn schwere Puzzles sind spannend, ich beiße mir gerne die Zähne daran aus.

Die neuen Songs handeln vom Verlassen, vom Verlassenwerden, von der Einsamkeit. Ist denn während der Arbeit an dieser Platte wieder eine Beziehung zerbrochen?
Lykke Li:
Ja.

Und hatte Ihr vorheriges Album „Wounded Rhymes“ nicht auch das Ende einer Liebe zum Thema?
Lykke Li:
Hatte es.

Und Ihr Debüt „Youth Novels“ doch ebenfalls.
Lykke Li:
So ist es. Deshalb auch der Titel „I Never Learn“.

Sind Sie denn momentan wieder liiert?
Lykke Li:
Das möchte ich nicht verraten. Ich glaube aber grundsätzlich, dass andere junge Frauen ähnliche Erfahrungen mit der Liebe machen. Dadurch, dass ich Songs darüber schreibe, bekommt das Thema bei mir bloß eine viel stärkere Dramatik und Gewichtung. Wenn bei mir eine Liebe scheitert, und bis jetzt sind noch alle gescheitert, dann beschäftigt mich das halt extrem, und ich verfasse dementsprechend extreme Texte.

Brauchen Sie Liebesdramen, um kreativ sein zu können?
Lykke Li:
Manchmal habe ich den Verdacht, dass ich das Drama kreiere, über das ich dann schreibe. Ich verdränge diesen Gedanken jedoch schnell wieder, weil er mir unangenehm ist.

Sie haben als Kind mit Ihren Eltern unter anderem in Nepal, Marokko und Portugal gelebt. Mit 19 sind Sie aus dem heimischen Ystad nach Brooklyn/New York gezogen, um Sängerin zu werden. Später zogen Sie nach Stockholm, und jetzt leben Sie in Los Angeles. Kann es sein, dass Sie nicht nur in der Liebe, sondern insgesamt im Leben, die Abwechslung mögen?
Lykke Li:
Das kann sehr gut sein. Ich bin als Nomadin aufgewachsen, und mir gefiel das recht gut, häufig an neue Orte zu ziehen. Meine Kindheit war sehr bunt. Ich bin von Anfang an eine Abenteuersucherin gewesen. Das ist einfach in mir drin. Meine Eltern sind in dieser Hinsicht ganz ähnlich.

Was bedeutet das Songschreiben für Sie?
Lykke Li:
In mir sammeln sich so viele Emotionen und Eindrücke an. Die müssen irgendwann aufgeschrieben werden. Sonst würde ich platzen oder verrückt werden. In der Regel schreibe ich alleine, am liebsten am Klavier bei mir zu Hause in Los Angeles. Ich brauche die Welt da draußen nicht immer. Das ist auch das Schöne an L. A., die Stadt ist sehr anonym, die Menschen leben in ihrer eigenen Welt — sei es im Haus oder im Auto. Los Angeles ist eher ungesellig, und das gefällt mir gut.

Ihre Produktionspartner kommen aus verschiedenen Welten. Björn Yttling ist Kopf des Indie-Pop-Trios Peter, Björn & John. Greg Kurstin ist ein Superstar-Produzent, der mit Pink und Katy Perry arbeitet. Wie passt das zusammen?
Lykke Li:
Darüber mache ich mir keine Gedanken. Ich fühle mich keiner bestimmten Welt wirklich zugehörig — weder dem Alternativ-Pop noch dem Mainstream. Es ist doch viel interessanter, sich nicht entscheiden zu müssen und sich den üblichen Schubladen zu verweigern.

Vor zwei Jahren wurde Ihre Welt ziemlich durchgerüttelt, als der belgische Musiker und Produzent Stephen „The Magician“ Fasano Ihren Song „I Follow Rivers“ für die Tanzfläche remixte und in Deutschland sowie vielen weiteren Ländern damit auf Platz eins landete. Wie haben Sie es empfunden, auf einmal ein Popstar zu sein?
Lykke Li: D
er Song hat meine Karriere stark beschleunigt. Und es ist natürlich aufregend, ein Lied komponiert zu haben, das die Menschen tatsächlich kennen. Es fühlt sich allerdings bis heute so an, als wäre der Song ohne mein Wissen explodiert.

Wie meinen Sie das?
Lykke Li:
Als der Remix veröffentlicht wurde, war ich gerade dabei, mein Häuschen im Laurel Canyon in Los Angeles einzurichten. Ich habe dann noch ein paar TV-Auftritte gemacht, aber im Kopf war ich schon weiter, nämlich bei den Ideen für das neue Album.

Was bedeutet Ihnen der Chart-Erfolg und der damit einhergehende finanzielle Wohlstand?
Lykke Li:
Nicht so viel. Für mich persönlich hat sich gar nichts dadurch geändert, dass ich einen Hit hatte. Ich finde es bis heute eher unangenehm, im Auto oder Café zu sitzen und sie spielen plötzlich mein Lied.

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