Kriegenburgs „Ring“ in München

München (dpa) - Es könnte interessant werden am Samstag in der Bayerischen Staatsoper in München. Andreas Kriegenburg bringt dort „Das Rheingold“ auf die Bühne und gibt den Startschuss für seine neue Interpretation von Richard Wagners Opernzyklus „Der Ring des Nibelungen“.

Was Kriegenburg vorhat, dürfte Wagnerianer kurz vor dem Jubiläumsjahr 2013 zu Wagners 200. Geburtstag aufhorchen lassen. Beeindrucken könnte seine Inszenierung vor allem durch die schiere Menschenmasse auf der Bühne. Denn ein festes Bühnenbild gibt es so gut wie nicht. So wird die Burg Walhall von Menschen dargestellt. Unzählige Statisten werfen ihre Gewänder ab, beschmieren sich gegenseitig mit blauer Farbe - und werden zum Rhein. Für Kriegenburg, der Wagner vor drei Jahren noch nicht einmal besonders gemocht hat und sich eher in den „Klangwelten Händels“ zu Hause fühlte, ist das eine Form, den „Ring“ zu demokratisieren. Bei ihm soll sich nicht alles nur um einige wenige Sänger drehen.

Der Münchner „Ring“ schließt sich am 30. Juni mit der Premiere der „Götterdämmerung“. Die Staatsoper macht damit den Anfang in einer Reihe von Neuinszenierungen zum Wagner-Jahr 2013, in dem Wagners 200. Geburtstag gefeiert wird. Auf dem Grünen Hügel in Bayreuth soll Regisseur Frank Castorf das vierteilige Werk im kommenden Jahr auf die Bühne bringen.

Am Dirigentenpult steht in München der Generalmusikdirektor der Staatsoper, Kent Nagano. Für ihn ist es das erste Mal, dass er einen szenischen „Ring“ dirigiert. „Es ist ein großes Thema für alle Musiker“, sagte er. Auch für Kriegenburg ist die Arbeit an Wagners großem vierteiligen Werk eine große Herausforderung.

„Wir versuchen sicher nicht, eine mit sich selber prahlerische Inszenierung des "Rings" zu machen. Derer gibt es genug“, sagt er. Stattdessen will Kriegenburg sich dem Erzähler Wagner widmen und seine Figuren zeigen, ohne sie mit Einordnungen oder gar Labels zu versehen. Wotan als Zuhälter, Industrieller oder General? „All diese Zuordnungen versuchen wir zu vermeiden.“ Er will die Figuren in ihren psychologischen Details wahrnehmbar machen. Frei nach dem Motto: Kopf aus, Wagner an.

Wagner, so sagt Kriegenburg, habe mit dem „Ring“ auch ein psychologisches „feines Kammerspiel“ geschaffen. Als das will der Regisseur das Werk nun zeigen - mit einer Inszenierung, die auf einer zeitweise fast leeren Bühne alles andere als klassisch-opulent ausfallen dürfte.

Kriegenburgs „Ring“ ist der erste in München seit zehn Jahren. Und der Zyklus stand damals - im Jahr 2002 - unter keinem guten Stern. Regisseur Herbert Wernicke starb kurz nach der Premiere des „Rheingolds“, die „Walküre“-Inszenierung, für die sein Nachfolger Hans-Peter Lehmann Wernickes Konzept übernahm, wurde schnell verworfen. David Alden inszenierte die „Walküre“ neu und vollendete den Zyklus mit „Siegfried“ und „Götterdämmerung“. Der letzte Vorhang für diesen „Ring“ fiel 2006.

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