Rockshow Konzert: In Köln sagen sie „Aero-vederci“

Die legendäre Rockband Aerosmith macht bei ihrer Abschiedstournee auch in Köln Halt. Die Show ist beeindruckend, das Publikum träge.

Wie hier Ende Mai in München heizten die Altrocker ihren Fans in Köln auf ihrer Abschiedstour ordentlich ein.

Wie hier Ende Mai in München heizten die Altrocker ihren Fans in Köln auf ihrer Abschiedstour ordentlich ein.

Foto: Sven Hoppe

Köln. Da steht er. Auf dem vorderen Ende der Bühne, die weit in die Zuschauermenge der Kölner Arena hineinreicht. Die lange Mähne mit der dicken grauen Strähne weht im Wind der Windmaschine — genau wie der Glitzermantel, der seinen drahtigen Körper bedeckt. Dann kommt das bekannte Gitarrenriff, und wenn Steven Tyler jetzt mit seiner unverwechselbaren Stimme von der Zeit, als er so ein gebrochenes Herz hatte, singt, glaubt beim Aerosmith-Klassiker „Crying“ wohl keiner, dass da ein 69-Jähriger auf der Bühne steht.

Dass er das schon seit 47 Jahren tut, schon eher. Knapp 13 500 waren gekommen, um ein letztes Mal dabei zu sein, wenn die Band bei ihrer „Aero-vederci“-Abschiedstournee durch Europa ein letztes Mal Hit an Hit zum Besten gibt und eine ausufernde Show auf die Bühne bringt.

Denn wie man eine richtige Rockshow macht, wissen die fünf Amerikaner natürlich genau. Das beginnt schon bevor sie sich selbst auf der Bühne zeigen mit einem Rückblick-Video auf die größten Momente aus fast 50 Jahren Bandgeschichte zum dramatischen „O Fortuna“ aus Carl Orffs Carmina Burana. Zum Höhepunkt des Stücks treten sie dann in Erscheinung und haben alles dabei, was Rockmusiker eben so auf der Bühne brauchen.

Exzentrische Outfits, glitzernd, schillernd, flatternd. Eine aufwendige Lichtshow, die jedem genau zeigt, wo gerade die Musik spielt. Den obligatorischen Steven Tyler-Mikrofonständer mit fliegenden Bändern, den er so gekonnt vor sich herwirbelt oder auch mal zum Taktgeber umfunktioniert. Und natürlich alle Hits — von „Janie’s got a gun“ über „Living on the Edge“ bis „I don’t want to miss a thing“ — alles in einer Lautstärke, die das Herz in der Brust zum Beben bringt und das Getränk im Plastikbecher zittern lässt.

Trotz aufwendiger Show bleiben viele Zuschauer sitzen Und doch treffen sie mit alldem auf ein Publikum, das sich bitten lässt. Sollte man denken, dass sich bei einem solchen Konzert keiner in den Sitzen halten kann, sondern jeder voll mit der Musik mitgeht, wird man in Köln eines Besseren belehrt. Da stehen zwar die eingefleischten Aerosmith-Fans in der Jeanskutte, die jeden Song auf der imaginären Gitarre vor dem Körper mitspielen.

Ein großer Teil der Zuschauer — seien es Jüngere, die die Band von Eltern oder älteren Geschwistern kennen, oder Konzertliebhaber, die sich einen solchen Klassiker einfach nicht entgehen lassen wollten, ohne wirklich Fan zu sein — nutzt die teils ausgiebigen und eigentlich so gefeierten Gitarrensoli von Leadgitarrist Joe Perry, um es sich doch lieber auf ihren Sitzplätzen in den Rängen bequem zu machen.

Zum Ende der etwa 90-minütigen Show schafft Steven Tyler es aber dann doch noch einmal, alle zum Aufstehen zu bewegen. Auf einem vorn aufgebauten weißen Flügel spielt er „Dream on“, Perry besteigt dazu mit der Gitarre das Klavier und beide zeigen noch einmal, warum sie zu den größten Bands der Rockgeschichte gehören. Den Abschluss macht „Walk this Way“ bevor es dann Auf Wiedersehen heißt.

Doch auch wenn es die letzte Tournee war — ob Aerosmith wirklich aufhören, weiß der Leadsänger nicht. „Mal sehen, ob wir unser 50. Bandjubiläum in drei Jahren nicht doch noch gemeinsam feiern“, sagte er im Interview mit dem „Spiegel“.

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