Konkrete Vorschläge für Münchner Musiksaal noch dieses Jahr

München (dpa) - Nachdem jahrelang kaum Bewegung in die Debatte um einen neuen Münchner Musiksaal kam, läuft die Entwicklung nun fast schon rasant. Noch in diesem Jahr will das Kunstministerium dem Landtag ein konkretes Konzept inklusive Standort und Finanzierung vorlegen.

Und die finanzstarken Mäzene - so scheint es zumindest - stehen schon in den Startlöchern.

Einzig die Stadt will nicht so ganz einstimmen in den Chor derer, die der „Weltmusikhauptstadt“ München mit einem solchen Saal ein Denkmal setzen wollen. Bei einer Podiumsdiskussion der „Süddeutschen Zeitung“ am Montagabend war Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) so etwas wie der einsame Rufer im Walde.

Musik-Legende Leonard Bernstein ist in München dieser Tage ein vielzitierter Mann. Auf die Frage, wie man die Akustik im Gasteig verbessern könne, soll er schlicht gesagt haben: „burn it“ - verbrennt ihn. Doch wörtlich nehmen will ihn wohl keiner der Gasteig-Kritiker, die derzeit in der bayerischen Landeshauptstadt zu nie gekannter Stärke finden.

Doch für die Gruppe derer, die für einen neuen Musiksaal in München kämpfen - allen voran der Chefdirigent der Münchner Philharmoniker, Mariss Jansons - ist eins klar: München braucht so schnell wie möglich einen neuen, großen und repräsentativen Saal. Kunstminister Wolfgang Heubisch (FDP) spricht von einem „visuellen Knaller“, Dirigent Jansons von Luxuslimousine statt Kleinwagen.

„Es hängt alles von der Attraktivität des Projektes ab“, betonen die Befürworter - allein schon, um eine große Zahl privater Spender für das Großvorhaben zu begeistern. Ohne Sponsoren, so betont Heubisch, geht es nicht. Von Gesamtkosten von 200 Millionen Euro ist immer wieder die Rede. Unternehmensberater Roland Berger hat seine Unterstützung zugesagt und auch der Vorsitzende des Vereins Konzertsaal München, Hans Robert Röthel, zeigt sich optimistisch, eine große Zahl von Spenden organisieren zu können. Das sei ihm schließlich auch für die Elbphilharmonie in Hamburg gelungen.

Die allerdings, so hat man inzwischen auch in München gehört, ist alles andere als ein Positivbeispiel für das Projekt Musiksaal. Zuerst war die Rede von rund 70 Millionen Euro, die die Hansestadt in die Hand nehmen muss. Jetzt seien es fast 300 Millionen mehr, betont der Münchner Rathauschef Ude und warnt vor einem ähnlichen finanziellen Desaster in München.

Er setzt dem Vorhaben einen deutlich günstigeren Alternativplan für einen umfassenden Gasteig-Umbau entgegen, in dem die Münchner Philharmoniker und das BR-Symphonieorchester eine gemeinsame Heimat finden sollen. Dirigent Jansons warnt dagegen vor einem Gesichtsverlust Münchens, sollte es keinen neuen Musiksaal geben. „Momentan verliert München im Vergleich zu anderen Städten.“

Der Münchner Sänger Christian Gerhaher führt in seiner persönlichen akustischen Top-Rangliste ausgerechnet zwei Konzertsäle aus Nordrhein-Westfalen an - für viele Bayern kulturelles Brachland. Das 2002 eröffnete Konzerthaus Dortmund und die zwei Jahre später in Betrieb genommene Philharmonie Essen gehörten zu den besten Musiksälen der Welt, betont er - und die seien deutlich günstiger gewesen als das Prestigeprojekt Elbphilharmonie.

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