Junge Namen locken neue Käufer

Das Geschäft mit Klassik-CDs boomt wieder. Stars wie Anna Netrebko oder David Garrett kommen an.

Düsseldorf. Noch vor zehn Jahren war der Klassikmarkt totgesagt. Insbesondere der auf Traditionsrepertoire spezialisierten Tonträgerindustrie wollte niemand so recht eine große Zukunft verheißen. Zu oft seien Beethoven-Symphonien und Chopin-Klavierkonzerte bereits eingespielt worden, hieß es. Nun zeigt sich das Gegenteil: Im ersten Halbjahr 2009 sei der Absatz von Klassikprodukten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 23 Prozent gestiegen.

Zwar sei der typische Klassikkäufer nach Erhebungen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) urban, finanziell gut versorgt und gebildet, jedoch widerlegten Käuferstudien auch die recht verbreitete These, dass Klassik nur ein Thema der Bildungselite sei. So lasse sich ein Drittel der Umsätze auf Klassikfans mit Hauptschulabschluss oder mittlerer Reife zurückführen. Das gab der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) in Berlin bekannt.

Ein Blick in die Bestseller-Listen führt den Klassik-Trend besonders eindrucksvoll vor Augen: Während es in den Jahren 2002 bis 2005 nur vier Klassikprodukte in die Album-Charts schafften, waren es von 2006 bis 2009 mit 42 schon mehr als zehn Mal so viele. Daniel Knöll, Sprecher des Bundesverbandes Musikindustrie, sieht als Grund für die positive Entwicklung die enorme Popularität junger Klassik-Stars wie der Opernsängerin Anna Netrebko oder des Geigers David Garrett.

Insbesondere durch den im Fernsehen sehr unterhaltsam präsentierten Musikpreis "ECHO Klassik" seien die Berührungsängste mit der "ernsten Musik" gesunken. "David Garrett oder auch die österreichischen Zisterziensermönche sind ja bereits in den Pop-Charts gelandet", so Knöll im Gespräch mit dieser Zeitung. "Mittlerweile tauchen Klassik-Alben häufig in den Top 100 der Gesamt-Charts auf."

Früher seien die klassischen Interpreten sehr im Hintergrund gewesen, heute liefen sie über die roten Teppiche. "Das sind mittlerweile greifbare Menschen geworden", und Musik verkaufe sich generell stark über die Künstler als Person. Heute befinden sich immerhin mehr als 55.000 verschiedene Klassik-Alben auf dem Markt. Noch vor acht Jahren waren es nur etwas über 30.000. "Einen besonders starken Impuls hat das Mozart-Jahr 2006 gegeben", sagt Knöll. Er erwarte ähnliche Effekte vom diesjährigen Händel-Jubiläum.

Zwar spiele auch das Online-Geschäft mit Downloads von Musikprogrammen eine gewisse Rolle, doch werde nach wie vor der größte Umsatz mit physischen Tonträgern gemacht. "Die optische Gestaltung einer CD gehört noch immer zu den Kaufanreizen", sagt Knöll.

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