John Lennon und der Hund mit den 30 Füßen

Gronau (dpa) - Es sieht aus wie eine Kinderzeichnung. Ein Hund mit rechteckigem Bauch und 30 Beinen. Gemalt hat das lustige Bild aber kein Fünfjähriger. Sondern John Lennon.

Der weltberühmte Ex-Beatle und Pazifist wurde für seine Musik und sein Friedensengagement schon zu Lebzeiten als Legende verehrt. Über seine künstlerische Ader ist dagegen wenig bekannt. Zum 30. Todestag des Jahrhundertmusikers zeigt das „rock'n'popmuseum“ im westfälischen Gronau nun Lennon als bildenden Künstler. Rund 100 Zeichnungen, Comics und Karikaturen geben Einblick in das feinsinnige Werk des Popstars, der am 8. Dezember 1980 in New York von einem religiösen Fanatiker erschossen wurde.

John Lennon mochte es einfach und schnell. Seine Strichfiguren kritzelte er schon mal auf Firmenbriefpapier oder den Einkaufszettel. Ein schwarzer Stift genügte dem Ex-Beatle. Ein paar Linien, und fertig war das Kunstwerk. Heraus kamen dabei oft skurrile Figuren, zum Beispiel der dreißigfüßige Hund mit dem Titel „Multipede Dog“. Oder ein Ohr auf zwei Beinen. Lennon hatte Sinn für Humor. Seine Figuren wirken zwar stets ein wenig grotesk, aber niemals bedrohlich.

Besonders oft spielte er mit sexuellen Motiven. Eine Zeichnung, die einen Phallus auf zwei Beinen zeigt, nannte Lennon „Penis Bird“. Auch kopulierende Paare zeichnete der Musiker zuhauf. „Er hatte Yoko One gerade lieben gelernt. Das wird sehr deutlich“, sagt Kurator Thomas Mania über solche Bilder. Mit der Ausstellung „The Art of John Lennon“ will er den Musiker von einer anderen Seite zeigen. „Viele kennen seine Kunst gar nicht, letztendlich wird immer der Musiker nachgefragt.“

Tatsächlich gibt die Ausstellung, die bis zum 13. Februar 2011 zu sehen ist, einen intimen Einblick in das Privatleben des berühmten Sängers. Sie zeigt Werke aus den frühen 1960er Jahren bis kurz vor Lennons Tod im Jahr 1980. Veröffentlicht wurden die Bilder erst Jahre nach seinem Tod. Lennon hat nicht für die Öffentlichkeit gemalt, sondern für sich selbst und seine Familie. So hat Lennon etwa Weihnachtskarten für seinen Sohn Sean gefertigt. Eine Zeichnung zeigt die Lennons als glückliche Familie: John, Yoko Ono und der kleine Sean - als Strichfiguren.

Auch wenn Lennon im Laufe der Jahre weniger minimalistisch zeichnete und mehr Farbe verwendete - ein Picasso war der Ex-Beatle nicht. „Ich denke, er würde es schwer haben, in ein Kunstmuseum zu kommen“, sagt Mania und lacht. Für ihn sei die künstlerische Qualität aber nachrangig. „Es ist spannend, sich mit dem Musiker mal auf anderem Wege auseinanderzusetzen.“

Möglich gemacht hat das der Sammler Michael-Andreas Wahle. Dem 50-Jährigen gehört ein Großteil der ausgestellten Lennon-Werke. Er hat sie aus dem Kreis von Lennons Familie gekauft oder für die Ausstellung als Leihgabe vermittelt. „Ich hab einfach geschrieben 'Hallo Yoko', und sie hat ganz locker zurückgeschrieben“, erzählt der Lennon-Fan über die Kontaktaufnahme Mitte der 80er Jahre. „Die unter den Beatles immer verpönte "Hexe" war total nett.“

John Lennon findet Wahle vor allem als Musiker gut. Aber auch als Künstler schätzt er ihn. Lennon habe schließlich kein ernsthafter Maler sein wollen. „Wenn Joseph Beuys eine Badewanne mit Fett einschmieren kann, dann kann John Lennon auch auf Briefpapier kritzeln“, befindet der Mann aus dem hessischen Hattersheim.

Und John Lennon selbst? In einem Interview im Jahr 1970 sagte der Sänger mit den langen Haaren und der runden Nickelbrille einmal: „Wenn es überhaupt Genies gibt, dann bin ich eines, und wenn nicht, ist es mir schnuppe.“

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