Interview mit Sasha: „Ich setze mich selber unter Druck“

Mit „Good News On A Bad Day“ meldet sich Sasha nach dreijähriger Pause zurück. Wir sprachen mit ihm über schmerzhafte Trennungen und derbe Filmklamotten.

Düsseldorf. "Good News On A Bad Day" wurde von dem Produzenten-Altmeister Edo Zanki (u.a. Xavier Naidoo) betreut. Wie stark war sein Einfluss auf Ihre Musik?

Sasha: Ich wollte diesmal einen alten Hasen an meiner Seite, der noch weiß, wie man vier Jungs in einem Raum aufnimmt, ohne dass sie sich dabei in die Quere kommen. Der geneigte Hörer spürt bei meiner Platte, dass hier die Atmosphäre stimmt. Auf der anderen Seite bringt einer wie Oliver Rüger, der eigentlich aus der Indie-Szene kommt, den Rotz und den Dreck mit rein.

Auf dem Album gibt es berührend innige Gänsehaut-Balladen ...

Sasha: Es hat einige Zeit gedauert, bis ich mich traute, in meinen Songs auch sehr persönliche Dinge anzusprechen. Einen Song wie "Read My Mind" zu schreiben, der meine persönliche Trennungsgeschichte behandelt, war aber schon schwierig. Ich musste dafür erst über den Schmerz hinwegkommen. Ein bisschen Seelenstriptease muss sein, aber bitte nicht ganz so dolle.

"Growing Egos" handelt von der Schwierigkeit, eine Liebe zu leben. Letztes Jahr ist Ihre Beziehung zu der Sängerin Marta Jandová von der Band Die Happy! in die Brüche gegangen.

Sasha: "Growing Egos" ist bereits vor unserer Trennung entstanden. Es ist auch kein trauriger Song, sondern er handelt davon, dass man aufpassen muss. In einer funktionierenden Beziehung können sich die Egos beider Partner sehr gut entwickeln. Das Lied ist eine Warnung, sich nicht gegenseitig Raum wegzunehmen.

Können Künstler mit Künstlern in einer wirklich funktionierenden Beziehung leben?

Sasha: Eigentlich ist es ein Vorteil, weil man sich nicht groß erklären muss. In solch einer Künstlerbeziehung verspürt man eine Gelassenheit, die man sonst vielleicht nicht hätte. Meist handelt es sich um Fernbeziehungen.

Sind beide gleichzeitig auf Tour, fährt man oft aneinander vorbei, aber wir haben es immer hingekriegt, uns zwischendurch zu sehen. Dadurch bleibt die Partnerschaft interessant und spannend.

In "15 Minutes Older" besingen Sie die 15 Minuten Ruhm in der Popwelt, die Andy Warhol einst versprach. Warum ist Ihnen das Thema einen Song wert?

Sasha: Als Kind war ich ein großer Freund des Fernsehens. Gucke ich heute ins Programm, geschieht das meist nachmittags, weil ich ganz andere Arbeitszeiten habe. Nachdem ich einmal durch alle Programme gezappt habe, bin ich meist abgeschreckt. In "15 Minutes Older" besinge ich auf humorvolle Weise jene Gestalten, die sich selber der Lächerlichkeit preisgeben.

Mir gefällt diese Art von Sendungen nicht, die die Teilnehmer in dem Glauben lässt, berühmt zu sein, nur weil sie einmal im Fernsehen waren. Ich möchte denen sagen, dass sie aufpassen sollen, was sie da tun. Denn solche Art von Ruhm dauert in der Regel nicht länger als die berühmten 15Minuten.

Wie viel Kraft kostet es, nicht nur ein Popstar zu werden, sondern auch zu bleiben?

Sasha: Teilweise ist das anstrengend, weil ich schon einen gewissen Druck verspüre. Wo genau der herkommt, weiß ich nicht immer. Ich setze mich vielleicht auch selber unter Druck, weil das nächste Album immer besser werden soll als das davor. Aber erst in dem Moment, wo du wirklich entspannt bist, kannst du unheimlich viel rauslassen.

Um sich zu erholen, wollten Sie Sasha eine Auszeit gönnen und traten als Dick Brave auf. Die Resonanz übertraf alles Bisherige. Das Abschiedskonzert von Dick Brave fand 2004 statt. Wird er je wiederkommen?

Sasha: Sollte ich eines Tages wieder Lust auf Dick Brave haben, werde ich ihn sicher wieder aufleben lassen. Heute kann ich mir den Luxus erlauben, verschiedenen Projekten zu frönen.

Als nächstes werde ich das Hörbuch "Unverarschbar" einlesen. Der Autor Martel Beigang ist auch Schlagzeuger von Dick Brave & The Backbeats und beschreibt in seinem Roman den Wahnsinn des aktuellen Musikgeschäfts.

Auch im Kino waren Sie bereits zu sehen. Haben Sie im vergangenen Jahr bei Ihrem ersten Film, "Ossi’s Eleven", Blut geleckt?

Sasha: Ja. Der neue Film heißt "Der Psycho-Pate" und stammt von Oliver Mielke, der auch schon "Ossi’s Eleven" gemacht hat. Es ist eine Komödie für ProSieben mit Christian Tramitz in einer Doppelrolle als Mafia-Pate und dessen Zwillingsbruder. Ich spiele einen Killer, der für den Paten die Drecksarbeit erledigen muss. Ich bin derjenige, der alle abknallt. Das hat schon Spaß gemacht.

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