Interview: Carla Bruni singt wieder

Frankreichs Präsidentengattin erzählt über ihre neue Platte, Inseln, Geborgenheit und Fassbinder.

Paris. Carla Brunis Art-Deco-Villa im vornehmen 16. Pariser Arrondissement erreicht man über eine schmale Sackgasse, die eine Anhöhe hinaufführt, an deren Ende sich ein dunkelgrün gestrichenes Holztor befindet.

Hinter dem Tor tut sich eine Schöner-Wohnen-Situation auf, durch die zwei kleine Hunde tollen. Die breiten Stufen zur Terrasse sind flankiert von Buchsbaumkugeln in Terrakottatöpfen. Betritt man das hohe Wohnzimmer fällt zunächst eine imposante Bücherwand auf.

Davor ein ebenso imposantes Couchgeviert, in dessen Zentrum sich ein niedriger Rattantisch befindet, auf dem allerlei Zeitungen, Hochglanzmagazine und Bücher verstreut liegen.

Auf dem Steinway steht eine gerahmte Fotografie. Nicolas Sarkozy und Carla Bruni, er mit Grinsen im Gesicht, sie leicht erhöht sitzend, als Beschützerin quasi. Sieht alles sehr verkrampft aus.

Umso größer der Kontrast zu dieser blendend gelaunten Dame, die sich gerade breitbeinig auf einem Polsterhocker niedergelassen hat, um nach einem Aschenbecher zu angeln.

Carla Bruni trägt ein weißes T-Shirt, dunkelblaue Marlene-Dietrich-Hosen und kirschrot lackierte Fußnägel zu schwarzen Sandalen mit Mikroabsatz.

Makelloses Modigliani-Profil, kehliges Lachen, samtweiche Stimme. Jetzt mal bloß nicht nervös werden.

Bruni: Ja. Aber das bin ich auch nicht immer. Allerdings glaube ich daran, dass gute Laune die Basis für weitere gute Laune ist. Zuerst einmal aber habe ich’s doch wirklich gut, warum sollte ich schlechter Laune sein?

Bruni: Ich habe immer große Zweifel. Aber nicht wegen dem Zeitpunkt der Veröffentlichung sondern wegen meiner Qualitäten als Songwriterin. Diese Zweifel schweben über der gesamten Situation.

Aber warum sollte ich eigentlich zweifeln? Meine Musiker hatten keine Zweifel. Auch mein Produzent nicht.

Und auch meine Plattenfirma nicht. Und deshalb bin ich glücklich ein Album aufzunehmen, es zu veröffentlichen und darüber zu sprechen.

Bruni: So wie ich das Lied verstehe, es ist ja die Vertonung eines Gedichts von Michel Houellebecq, geht es um die Insel der Liebe. Eine Insel, auf der man auf alle Fälle schon mal zu zweit ist und sich geborgen fühlt.

Bruni: Das stimmt, du bist ein Gefangener. Schutzräume sind auch immer eine Art Gefängnis. Oder Du musst ein guter Schwimmer sein.

Bruni: Nein, nicht in Bezug auf die Liebe. Aber ich bin generell der Ansicht, dass man immer etwas hinter sich lassen muss, um etwas Neues zu beginnen.

Das erkläre ich auch immer wieder meinem Sohn. Besonders Kindern fällt es schwer, gewisse Angewohnheiten aufzugeben.

Bruni: Wenn du eine neue Seite aufschlägst, dann lässt du das Negative zurück, und das Gute bleibt in Erinnerung. Und diese Erinnerungen kannst du benutzen.

Bruni: Ich sehe mir des Öfteren alte Filme an. Vor einem halben Jahre habe ich mir einen Nachmittag lang eine ganze Kollektion von Rainer Werner Fassbinder angesehen.

Die DVD hat natürlich den Nachteil, dass man nicht mehr so oft ins Kino geht, aber andererseits kann man - wie ich bei Fassbinder - tief in das Werk eines Künstlers eintauchen.

Bruni: Natürlich. Mit meinem Mann war ich erst vor ein paar Tagen im Kino. Eines Abends hatten wir einfach Lust, ins Kino zu gehen, und sind dann kurz vor Beginn des Films auf unsere Plätze - in der Dunkelheit.

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