I Am Kloot lassen die Dämonen rein

Das britische Trio begeistert in Köln beim Auftakt seiner Deutschlandtour. Nur die Location war eine schlechte Wahl.

Köln. Der Club ist viel zu klein. Rund 500 Menschen drängen sich am Mittwochabend im ausverkauften Luxor. I Am Kloot sind beim Auftakt ihrer Deutschlandtour ein Magnet für Musikliebhaber - und das stets unterschätzte britische Trio beginnt seine Show mit einem opulenten Trotzdem. "These days are mine", singt der inzwischen ergraute John Bramwell mit einer Stimme, die nach durchzechten Manchester Nächten klingt.

Wer die sechste und aktuelle Studioplatte "Let it all in" intensiv gehört hat, der weiß: I Am Kloot ertränken die Dämonen nicht mehr im Alkohol. Sie lassen sie rein. In "Bullets", das Bassist Pete Jobson behutsam nach vorne schleppt, bis die Gitarre zetert, erzählt Bramwell von Sätzen, die er nie gehört hat - und dass er sie nun zu den Dingen packt, die er nicht hat.

I Am Kloot spielen seit ihrem Debüt aus dem Jahr 2001 mehr mit feinsinnigen Bildern als mit großen Melodien. Wobei ihr Indie-Rock, der meist akustisch instrumentiert wird, zeitlos schön ist - und sich anfühlt wie ein langer Regenspaziergang mit Einkehr.

Was das Leben lehrt, besingt Bramwell im leichtfüßigen "Shoeless" genauso wie in "Mouth on me" und "Masquerade": loslassen geht, die Maske kann schwinden. Doch dann kehren I Am Kloot das Spiel plötzlich um und wecken mit "The same deep water as me" Sehnsucht. Andy Hargreaves streichelt sein Schlagzeug dabei so liebevoll, als nähme er es später mit ins Bett. Bei der Single "Hold back the night" ziehen die Briten derart an, dass Gitarren und Bläser toben.

Danach steht Bramwell alleine auf der Bühne. Während die Kollegen eine Raucherpause einlegen, zupft der Brite die Perlen "No fear of falling" und "At the sea" - und zeichnet vor allem bei letzterem wieder ein grandioses Bild: Fehler werden in den Sand geschrieben. Die See, als Metapher der Gezeiten, wischt sie weg.

Ein paar Runden hat die emotionale Achterbahnfahrt aber noch vor sich. Das melancholische "To the brink" kündigt Bramwell mit "It's about drinking and desaster" an. Im folgenden "Some better day", das mit beschwingten Bläsern loslegt und die Meute trotz der Enge bewegt, blicken I Am Kloot erneut nach vorne.

Und dann hat die 20 Songs lange Setlist noch zwei Lieblinge in petto: "Hey, could you stand another drink? I'm better when I don't think", singt Bramwell in "Proof", das so gut ist, dass die Band den Song in zwei Versionen veröffentlicht hat. Die Live-Version orientiert sich dabei deutlich am ausgefeilteren Zweitling.

I Am Kloot setzen ihre Schritte bewusst. Und so schicken sie das Publikum mit "From your favourite sky" und der Frage, was Liebe ist, nachdenklich in eine kalte Nacht.

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