Held in Strickweste: Wagners „Feen“ in Leipzig

Leipzig (dpa) - Der Held des Abends sitzt in halb aufgeknöpfter Strickweste auf dem weißen Stoffsofa. Ein Begleitheft in der Hand lauscht er den Klängen aus dem Radio und träumt sich scheinbar in die märchenhafte Geschichte, deren Hauptfigur er doch ist.

Zum 200. Geburtstag des Komponisten Richard Wagner (1813-1883) kramte die Leipziger Oper dessen selten gespieltes Erstlingswerk „Die Feen“ wieder aus und inszenierte es als Traum eines braven Familienvaters. Am Samstagabend startete das Haus am Augustusplatz mit der Premiere dieser romantischen Oper ins Wagner-Jubiläumsjahr.

Tenor Arnold Bezuyen singt sich als Königssohn Arindal den ganzen Abend in schreiend orangener Weste und schwarzen Jeans durch die Geschichte einer scheinbar zum Scheitern verurteilten Liebe. Auf seinem Wohnzimmersofa erzählen Knappen in Mittelalterkluft von ihren Erlebnissen. An seinem Küchentisch schmieden die Feen mit Biedermeier-Spitzenhauben, wie sie den sterblichen Arindal von ihrer unsterblichen Feen-Königin Ada trennen könnten.

Dabei schafft Arindal das auch ganz gut allein. Er verstößt gegen das Verbot, seine Frau Ada nach ihrer Herkunft zu fragen und bricht seinen Schwur, sie niemals zu verfluchen. Die von Sopranistin Christiane Libor verkörperte Ada fügt sich stimmgewaltig in ihr Schicksal und wird zu Stein verwandelt. Doch es wäre kein romantisches Märchen, wenn es dank der Kraft der Liebe und der Musik nicht doch noch ein Happy End für das Paar gäbe.

Das Leipziger Opernhaus hat sich im großen Wagner-Jahr die frühen Werke des Komponisten vorgenommen. In der Geburtsstadt Wagners sollen dessen Anfänge gezeigt werden, die Vorläufer von „Tannhäuser“ oder dem „Fliegenden Holländer“. Wagners erstes Bühnenwerk „Die Feen“, geschrieben mit 20 Jahren, ist im Jubiläumsjahr nur in Leipzig in szenischer Fassung zu erleben.

Im Sommer reisen Gewandhausorchester, Opernchor und Sänger dann für eine konzertante Aufführung in die Oberfrankenhalle nach Bayreuth. Zudem wird auch die Leipziger Inszenierung des „Liebesverbots“ in der Festspielstadt gezeigt, bevor sie auch im heimischen Haus zu sehen sein wird. Intendant und Generalmusikdirektor Ulf Schirmer setzte außerdem die Wiederaufnahme des „Rienzi“ auf den Spielplan und beginnt mit seiner „Rheingold“-Inszenierung einen Leipziger „Ring des Nibelungen“.

Unter Schirmers musikalischer Leitung ging auch die Premiere im Leipziger Wagner-Jahr über die Bühne. Es war ein durchwachsener Start. Das Premierenpublikum spendete nach der fast vierstündigen Vorstellung eher höflich Applaus. Einzig Sopranistin Christiane Libor, die auch als Eva in „Die Meistersinger von Nürnberg“ auf der Leipziger Bühne steht, erhielt für ihre Interpretation der Ada Bravo-Rufe.

Wagner hat seine Anfänge nie selbst in einer Operninszenierung erlebt. In Leipzig, wo er seinen Erstling gern uraufgeführt sehen wollte, wurde das Stück nach einigem Hin und Her abgelehnt und kam erst fünf Jahre nach seinem Tod in München auf die Bühne.

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