Hart, aber nicht brachial: Mittelalterock von In Extremo

Berlin (dpa) - Sie mischen Dudelsack mit E-Gitarre und sind so die Verschmelzung von altertümlichen Barden und Rockband: Die sieben Musiker von In Extremo gelten als die erfolgreichsten deutschen Mittelalterrocker.

Spielten sie zunächst vor allem auf kleineren Mittelaltermärkten, sind sie mittlerweile bei den großen Rock- und Heavy-Metal-Festivals zu finden, nicht selten vor Zehntausenden von Fans. Ihr neues Album „Sterneneisen“ dürfte in den Charts ganz oben landen. Und das obwohl dem Genre Mittelalterrock durchaus etwas Martialisches anhaftet - aber das sei bei In Extremo ohnehin ein Trugschluss, erläutern der Sänger Michael Robert Rhein (Künstlername: Das Letzte Einhorn) und Schlagzeuger Florian Speckardt (Specki T.D.) im dpa-Interview.

Die Gitarren röhren, der Beat ist treibend und der Gesang düster: Das ist Mittelalterrock - und das Mittelalter gilt ja als das dunkle Zeitalter. Bietet In Extremo also martialischen Brachialrock?

Rhein: „Es gibt genug Musikrichtungen, wo sich ein Eimer Blut ins Gesicht geschmiert wird und 'ne Sense wird umhergeschwungen. Das sind wir nicht, wir sind Straßenjungs, die viel erlebt haben und sich darüber freuen und lachen.“

Speckardt: „Was auch wichtig ist: Wir wollen die Leute ja nicht anschreien, sondern die Leute können sich von ihren Chefs anschreien lassen. Und dann sollen sie aber die Erholung bei der Band oder in ihrer Freizeit bei In Extremo finden.“

Die Songs sind aber schon direkt und klingen zum Teil sehr hart...

Speckardt: „Die Welt ist hart, und die Welt schreit nach ehrlichen Tönen und ehrlichen Worten und die können sie haben - und das von charmanten Jungs.“

In Extremo spielt Lieder aus dem Mittelalter mit Instrumenten aus dem Mittelalter - wo ist da Platz für das 21. Jahrhundert?

Speckardt: „Wir haben einen Song auf der neuen Platte "Sterneneisen", es ist der vierte Song, der heißt "Stalker". "Stalker" ist ja ein neudeutsches Wort sozusagen. Und 'ne Mittelalter-Band, die neudeutsche Wörter verwendet, ist ja fast wieder so ein Widerspruch in sich. Aber In Extremo traut sich solche Sachen. Ich finde das interessant und cool, das aufzubrechen.“

Interview: Nico Tapia, dpa

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