Gut gelaunter Malocher: Billy Joel zieht alle Register

Frankfurt/Main (dpa) - An einem Musiker, der eine Arena mit 30 000 Menschen füllt, obwohl er sich zehn Jahre lang nicht im Land blicken ließ und seit über 20 Jahren kein Album mehr veröffentlicht hat, muss etwas Besonderes dran sein.

Gut gelaunter Malocher: Billy Joel zieht alle Register
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An Billy Joel, dem 67-jährigen US-Sänger und Pianisten der Superlative, ist einiges besonders. Das stellte er bei seinem einzigen Deutschlandkonzert am Samstagabend in Frankfurt eindrücklich unter Beweis. In der fast ausverkauften Commerzbank-Arena wählte er nicht den bequemen Weg, um seine Fans, zufriedenzustellen.

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Der frühere Profiboxer Billy Joel ging den Weg des Malochers. Wo andere Stars seines Kalibers routiniert ihre Hits runterspielen, präsentierte er eine Werkschau seines fast fünf Jahrzehnte währenden Schaffens. Natürlich spielte er viele seiner unzähligen Hits, sei es „We Didn't Start The Fire“, „Uptown Girl“, „In The Middle of The Night“ oder seine große autobiografische Hymne „Piano Man“. Aber der New Yorker bietet mehr.

Er packte die Hits, mit seiner starken achtköpfigen Band, in neue Gewänder, überraschte mit Raritäten aus seinem 120-Song-Repertoire, ließ sein Publikum per Applaus entscheiden, welchen Song sie als nächstes hören wollen. Und er ist sich nicht zu fein dafür, anderen den Vortritt zu lassen. Joel kündigte einen „heiligen Song“ an und ließ seinen Gitarrenroadie namens Chainsaw den AC/DC-Kracher „Highway To Hell“ grölen, einfach mal so zwischendurch. Später sang ein Bandmitglied die Opernarie „Nessun Dorma“. Mehr Spagat der Stile ist kaum möglich.

Der Meister mit der unbändigen Spielfreude und der beachtlichen Kondition nutzte auch solche Gelegenheiten nicht zur Pause, sondern begleitete die Gastsänger - den einen auf der Gitarre, den anderen an seinem Flügel. Dieser drehte sich während des zweieinhalbstündigen Konzerts mehrmals, so dass alle Billy Joel von allen Seiten sehen konnten.

Unterschiedlichste Seiten präsentiert der als William Martin Joel 1949 in der New Yorker Bronx geborene Sänger, Pianist und Songschreiber auch seit jeher musikalisch. Seine herzzerreißenden Balladen dosierte er bei dem Auftritt sparsam und setzte mehr auf die rockigen und tanzbaren Nummern. Damit belohnte er auch die Fans im Innenraum der komplett bestuhlten Arena. Sie waren mit Joels Betreten der Bühne aufgestanden und hatten sich bis zum Ende der letzten Zugabe nicht mehr hingesetzt.

Überhaupt suchte Joel, in bester Laune, immer wieder den Kontakt zum Publikum. Er plauderte, teilweise auf Deutsch, machte Sprüche und Witze „Als ich vor zehn Jahren zuletzt hier war, hatte ich noch keine Glatze. Jetzt sehe ich aus wie mein Vater.“ Oder: „Mit diesem Song sind wir bei meiner Ehefrau Nummer vier angelangt. Mit ihr funktioniert es nun wirklich gut.“ Im Publikum begrüßte er auch seinen Bruder, den in Hamburg lebenden klassischen Dirigenten Alexander Joel.

Wegen der Terroranschläge der vergangenen Monate gab es beim Einlass verschärfte Sicherheitsvorkehrungen. Größere Taschen und Rucksäcke durften nicht mit auf das Konzertgelände gebracht werden. Vor dem Stadion zeigte Personal Din-A4-Blätter mit der Aufschrift „Maximale Größe für Handtaschen“. Der Einlass verlief jedoch entspannt, und zum Konzertbeginn hatten alle ihre Plätze erreicht.

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