Grönemeyers Lieder fangen im Chaos an

Der Musiker erklärt, wie er arbeitet: „Ich schreibe mir den Korken aus dem Kopf.“

Leipzig. Erst Musik, dann Chaos, dann der Text: Herbert Grönemeyer dichtet erst, wenn die Melodie steht, wenn er weiß, „welche Gefühle in einem Song stecken.“ Der Musiker hat vor etwa 500 Menschen in Leipzig zum Reformationstag eine Poetikvorlesung gehalten. „Bevor ich einen Text schreibe, lese ich alles, was ich kriegen kann kreuz und quer: Gedichte, Zeitungsartikel, Bücher. Dann schreibe ich mir den Korken aus dem Kopf“, sagte Grönemeyer im ausverkauften Alten Rathaus.

Grönemeyer betonte, dass seine Lieder stets handschriftlich entstehen und er an mehreren Stücken gleichzeitig arbeitet. Um neu komponierte Lieder singen zu können, bevor der Text steht, verwendet Grönemeyer sogenannte Bananentexte — sinnlose Phrasen. In Leipzig besang er ein neues Stück unter Applaus mit einem englischen „Bananentext“.

Grönemeyer, der in Bochum aufgewachsen ist, erklärte seine Lieder-Sprache auch biografisch. „Ich versuche, in meinen Texten immer wieder zu meiner kurzen und trockenen Heimatsprache zu kommen.“ Texten sei für ihn ein spannender Balance-Akt, der ihn regelmäßig verzweifeln lasse. Die ersten Schreibentwürfe seien bei ihm meistens wüst und chaotisch. Der Musiker beklagte, dass die Sprache in seinen Liedern schmaler ausfallen müsse, damit noch Platz für die Gefühle der Musik bleibt.

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