Glitzer, Glamour und ein Joint: MTV-Awards in Amsterdam

Amsterdam (dpa) - Schon lange vor der Party des Jahres war klar: Miley Cyrus sollte im Mittelpunkt der MTV-Gala zur Verleihung der European Music Awards in Amsterdam stehen. Die 20-jährige US-Sängerin ist schließlich immer gut für etwas Aufregung.

Miley erfüllte die Erwartungen. Aus einem „Raumschiff“ schwebte sie am Sonntagabend in die galaktische Welt von Glitzer und Glamour in den Ziggo Dome herab. Die Show war eröffnet. Das Skandälchen kam aber erst am Ende. Ihr Abendtäschchen sei zu klein für die Trophäe für das beste Video, bedauerte sie. Doch immerhin groß genug für einen Joint, den sie dann genussvoll auf offener Bühne ansteckte.

Die MTV-Show hatte ihren Skandal, und das gehört zu der 20-jährigen Geschichte der EMAs wie zertrümmerte Hotelzimmer zu einer Rockband, die auf sich hält. Der Joint, der auf Twitter und in amerikanischen Medien die Gemüter erhitzte, konnte allerdings in Amsterdam kaum einen vom Stuhl reißen. Der diesjährige Schauplatz des MTV-Show ist schließlich weltweit als Paradies für Drogen und Sex bekannt. Zumindest durchzog dieses Klischee die Show wie ein roter Faden.

Kaum ein Star vergaß bei seinem sorgfältig inszenierten und auf die Sekunde genau getimten Kurz-Auftritt auf dem roten Teppich einen Hinweis auf einen möglichen Besuch in einem der Coffeeshops der Stadt. Und wenn sie es nicht taten, dann doch Präsentator Redfoo, Sänger der US-Band LMFAO.

In schnellem Tempo wirbelte der US-Rapper durch die zweistündige Show und wechselte seine Outfits von knapper Glitzerbadehose bis zum knallengen Neon-Raumanzug. Außerirdisch eben - nach dem Motto des Abends. Mit Feuerwerk, viel Metallic-Glitzer, Laser und als Aliens ausstaffierten Statisten war aus dem Ziggo Dome eine gigantische galaktische Welt entstanden. Auch die tausenden Fans hatten sich entsprechend mit viel Schminke und Glitzerkostümen gekleidet.

Eine perfekte und daher fast schon sterile Show, meinten die Kommentatoren. Miley Cyrus, die noch im August mit einem lasziven Unterwäsche-Tanz in den USA für Aufregung gesorgt hatte, hielt es diesmal eher dezent. Im weißen Badeanzug, der an das Aerobic Outfit von Jane Fonda im vorigen Jahrhundert erinnerte, war zwar sexy, aber kein „Wrecking Ball“ der glatten Show-Fassade.

Die US-Popsängerin Katy Perry erwies sich mit ihrer Darbietung des Hits „Unconditionally“ unter dem Dach des Domes als atemberaubende zweite Königin der Nacht. Die 29-jährige Kalifornierin erhielt ihren ersten Award als Künstlerin des Jahres.

Teenie-Schwarm Justin Bieber hatte sich nicht die Mühe gemacht, nach Amsterdam zu reisen. Der Kanadier war von Millionen Fans - über 292 Millionen hatten sich am Voting beteiligt - wie erwartet und damit zum vierten Mal in Folge zum besten männlichen Künstler gewählt worden.

Dafür begeisterten aber zahlreiche andere Weltstars die Fans mit spektakulären Auftritten - schätzungsweise 40 Millionen Menschen hatten die Show live gesehen. Die Rockgruppe Kings of Leon trat auf, Thirty Seconds to Mars, Newcomer Robin Thicke und der Publikumsliebling aus Hawaii, Bruno Mars. Seinen Hit „Locked out of Heaven“ hatten die Popfans auch zum besten Song des Jahres 2013 gewählt.

Falls bei einem solchen Star-Aufgebot überhaupt einer zum Sieger des Abends gekürt werden konnte, dann war es Eminem. Der weiße US-Rapper gehört zu den MTV-Veteranen und wurde auch in diesem Jahr geehrt - zum 13. Mal, diesmal für den besten Hip Hop. Er erhielt für sein Lebenswerk auch einen Global Icon Award.

Die großen Favoriten aber waren die Verlierer und daher wohl auch gar nicht erst erschienen. Sowohl Justin Timberlake, für fünf Trophäen nominiert, als auch Lady Gaga (vier Chancen) gingen leer aus.

Auch bei dieser 20. Ausgabe der EMAs behielten die Kritiker Recht, die die Dominanz von US-Musikern bemängeln. Gerade mal 4 der 16 internationalen Preise gingen an Europäer. Der schwedische DJ Avicii erhielt den EMA für Best Electronic, die britische Boyband One Direction für Best Pop und den Star der Band, Harry Styles, zeichneten die Fans auch noch für Best Looks aus.

Deutschland blieb zumindest ein kleiner Trostpreis: Die Magdeburger Band Tokio Hotel erhielt den Preis Biggest Fans. Lena, die auch für World Wide Act nominiert war, musste sich mit der Auszeichnung Best German Act begnügen. Die chinesische Sängerin Chris Lee holte sich den Welt-Preis.

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