Er ist und bleibt der Prinz

Marius Müller-Westernhagen begeistert in der Kölnarena 14.000 Fans mit viel Nostalgie und großen Gefühlen.

Köln. Zwei Tage lang lag er mit einer heftigen Erkältung im Bett, doch den Auftritt in Köln mochte Marius Müller-Westernhagen nicht ausfallen lassen. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich den Abend durchhalte", sagt der müde lächelnde Meister gegen 22 Uhr unter dem Jubel der 14.000 Fans in der Arena und hängt noch eine Stunde mit Zugaben dran. Die Stimmung erinnert eher an ein Fußballspiel denn an ein Konzert. "Oh, wie ist das schön", wird in der fast ausverkauften Halle gesungen.

Da sind die Anhänger schon anderthalb Stunden mit ihrem Idol auf eine Art Zeitreise unterwegs. Zurück in eine Epoche, in der Müller-Westernhagen in Jeanskluft als Brummifahrer Theo noch gegen den Rest der Welt gekämpft hat.

Heute fährt der gebürtige Düsseldorfer Luxuskarrossen und zieht das feingeschneiderte Sakko der abgewetzten Jeansjacke vor. Auch seine Fans sind nicht mehr die Rocker von damals, auch wenn sie sich bei Hits wie "Mit Pfefferminz bin ich Dein Prinz" oder "Sexy" für zweieinhalb Stunden so fühlen.

Eine kollektive Glückseligkeit trägt das Konzert auf beiden Seiten. Dafür sorgen vor allem die alten Songs, nur fünf der 26 Stücke des Abends stammen vom neuen Album "Williamsburg".

Das dürfte auch daran liegen, dass "Schinderhannes" oder "Hey Hey" nicht ansatzweise an Hymnen wie "Ich bin wieder hier" oder "Ganz oder gar" anknüpfen können. Zu verquast sind die Kompositionen, zu bemüht die Texte, die nicht an den früheren Wortwitz heranreichen. Umso höflicher bedankt sich die Musiklegende für den Applaus und erkundigt sich fürsorglich "Seid ihr müde?", als es in der Arena plötzlich ruhiger wird.

Dass sich alle zum Schluss mit einem Lächeln im Gesicht verabschieden, liegt an der Art und Weise, wie Müller-Westernhagen sich und seine Hits auf dieser Tour zelebriert, für die er bis 25. Oktober durch Deutschland zieht. Es scheint, als würden diese Auftritte dem 61-Jährigen neue Kraft einhauchen. Denn in punkto Stimme und Performance hat der Musiker nichts von dem verloren, was ihn jahrzehntelang zu einem der beliebtesten deutschen Stars gemacht hat.

Unbeschwert rockt er über die Bühne, witzelt mit Bandchef Kevin Bents über Integration und flirtet munter mit dem Publikum. Da erscheint der Titel "Es geht mir gut" nicht nur eine Floskel. Und als sich Müller-Westernhagen mit den Klassikern "Freiheit" und "Johnny Walker" verabschiedet, macht sich ganzkörperlich ein wohliges Gefühl breit - das fühlt sich doch eher nach Jeans als nach edlem Zwirn an.

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