Er ist eher Gastgeber als Star

tour Peter Gabriel und sein Orchester schaffen in Köln ein Konzert-Epos, das tief berührt.

Köln. Es muss bei dem Lied "Mercy Street" gewesen sein. Es gab dieses bittersüße Querflöten-Solo und plötzlich war da dieses Paar. Mitten im fein säuberlich bestuhlten Innenraum der Kölner Lanxess Arena drehte es sich im Kreis, Hand in Hand und tanzte. Ein zauberhafter Moment, viel zu schnell beendet durch einen pflichtbewussten Saaldiener. Es war wie ein Augenzwinkern an einem ungewöhnlichen Konzertabend und fast glaubte man, ein Lächeln auf dem Gesicht von Musiker Peter Gabriel zu sehen.

Der 60-jährige Brite moderierte alle Lieder auf deutsch an, in gewählten Worten, die er sich auf Zetteln notiert hatte. "Wir möchten, dass Sie mit einem guten Gefühl nach Hause gehen", sagte Gabriel. Wir - das sind er und sein 50-köpfiges "New Blood"-Orchester. Gemeinsam haben sie für die "Scratch my Back"-Tour seine großen Hits wie "Solsbury Hill" und "Don’t give up" neu arrangiert und zusätzlich ein neues Album aufgenommen. Rockmusik und Orchester - das kennt man, das ist nicht neu. Doch Peter Gabriel und dem "New Blood"-Orchester ist es gelungen, ein dreistündiges Konzertepos zu schaffen, das tief berührt.

Für das neue Album "Scratch my Back" hat der Musiker keine neuen Stücke geschrieben, sondern Hits von David Bowie und Paul Simon neu interpretiert. Im Gegenzug covern sie auch ein Stück von ihm. Herausgekommen sind dabei Stücke, die kaum mehr an das Original erinnern und sich am Ende anhören, als hätten sie schon immer zusammen auf ein Album gehört - oder eben noch besser: auf eine Konzertbühne.

Beeindruckend war der sichtliche Respekt Gabriels vor seinem Orchester. Wenn die Musiker zum Solo aufspielten, verließ er jedes Mal die Bühne, überließ ihnen den Auftritt. Der Künstler, der erst Genesis groß gemacht und dann für eine Solokarriere verlassen hat, erwies sich als eine Art Zeremonienmeister, der sich nicht als Star, sondern als Gastgeber verstand.

Das wurde besonders zum Schluss deutlich. Erst beim letzten Ton eines sphärischen Instrumentalstückes schwenkte der Scheinwerfer auf den Mann am Klavier - es war Peter Gabriel. Und der ließ es sich nicht nehmen, danach jedes Mitglied des sichtlich überraschten Orchesters namentlich vorzustellen. Da musste auch der Pianist schnell noch einmal auf die Bühne kommen, obwohl er bereits Anzug gegen Tour-T-Shirt getauscht hatte.

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