Antisemitismus-Vorwürfe : Echo-Verleihung: Debatte um Rapperduo wird schärfer
Berlin (dpa) - Vor der Echo-Verleihung wird die Kritik an den umstrittenen Texten der Rapper Kollegah und Farid Bang immer schärfer. Das Internationale Auschwitz Komitee reagierte am Mittwoch mit Empörung auf die geplante Teilnahme des Duos an der Preisverleihung am Donnerstag in Berlin.
Sie sei „für alle Überlebenden des Holocaust ein Schlag ins Gesicht und ein für Deutschland beschämender Vorgang“, hieß es in einer Mitteilung. Der Zentralrat der Juden in Deutschland nannte die Echo-Nominierung der beiden Musiker einen „Freifahrtschein, genauso weiterzumachen“.
Kollegah und Farid Bang sind unter anderem für den Echo in der Kategorie „Album des Jahres“ nominiert. Im Zentrum der Vorwürfe steht die Textzeile „Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“ aus dem Song „0815“ der beiden Musiker. Nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung und Kritik von Auschwitz-Überlebenden hatte der unabhängige Ethik-Beirat des Bundesverbands Musikindustrie (BVMI) den Fall geprüft - und entschieden, dass die Nominierungen nicht zurückgezogen werden. Es handele sich um einen „absoluten Grenzfall“, hieß es vom Beirat. Die künstlerische Freiheit sei in dem Text „nicht so wesentlich übertreten“, dass ein Ausschluss gerechtfertigt wäre.
„Die Entscheidung des Ethikrates und der beteiligten Verantwortlichen bezüglich der Teilnahme des Duos Kollegah/Farid Bang ist schäbig, feige und falsch und leistet mit ihrer Tragweite und öffentlichen Wahrnehmung Antisemitismus und Rechtsextremismus Vorschub“, sagte der Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner, am Mittwoch.
Er erinnerte daran, dass am Donnerstag weltweit der Gedenktag für die Opfer des Holocaust begangen wird. „In diesem Zusammenhang und gerade an diesem Tag mutet der deutsche Beitrag zum Gedenken, so wie er sich beim Echo widerspiegelt, mehr als makaber an.“
Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, erklärte: „Die Künstler wollen mit ihren Texten provozieren, das ist klar. Doch auch für sie sollte gelten, dass diskriminierende oder antisemitische Inhalte nicht zu tolerieren sind. Eine Relativierung des Leidens der Opfer der Schoa ist völlig inakzeptabel und geschmacklos.“ Die Musiker müssten sich bewusst sein, wie groß ihr Einfluss auf viele junge Menschen sei, und ihrer Verantwortung gerecht werden. „Wenn jedoch ausgerechnet Alben mit solchen Texten für einen Preis wie den 'Echo' nominiert werden, wirkt dies ja geradezu wie ein Freifahrtschein, genauso weiterzumachen. Deshalb ist es höchste Zeit, ein Stoppschild hochzuhalten.“