Dieter Gorny sieht noch keine Trendwende

Berlin (dpa) - Die Musikbranche sieht in der positiven Marktentwicklung des vergangenen Jahres noch keine Trendwende. Das sagte der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Musikindustrie, Dieter Gorny, am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa.

Der Verband vertritt die Interessen von rund 280 Labels und Musikunternehmen, die etwa 90 Prozent des deutschen Musikmarktes repräsentieren.

Erstmals seit 1997 sind die Umsätze in der Plattenindustrie im Jahresvergleich nicht gesunken. Woran liegt das?

Gorny: „Bei allem Erfolg dürfen wir nicht vergessen, dass sich das Marktvolumen in den vergangenen Jahren nahezu halbiert hat. Aber die Musikindustrie hat ihre Hausaufgaben gemacht. Es gibt inzwischen viele legale Möglichkeiten, Musik im Netz herunterzuladen. Es ist bequemer geworden, Musik im Internet zu kaufen und wir alle kennen uns besser aus, so dass es bei den digitalen Downloads fast eine Explosion der Zahlen gibt. Das Rückgrat bilden jedoch nach wie vor CD-Verkäufe. Sie bringen etwa drei Viertel des Umsatzes.“

Ist die positive Entwicklung nur ein Ausrutscher nach oben oder gar die Trendwende?

Gorny: „Für eine Trendwende ist es noch zu früh. Es zeigt aber, dass sich Innovationen auszahlen und dass die Produkte massiv nachgefragt sind. Wir haben tolle Künstler - und es kommt auf die Musik an, nicht auf den Vertriebsweg.“

Was erwarten Sie von diesem Jahr?

Gorny: „Ein stabiler Markt ist eine Sache. Ich hoffe, dass es auch wieder Wachstum geben wird. Das geht allerdings nur, wenn Kultur-, Wirtschafts- und Netzpolitik an einem Strang ziehen und die Rahmenbedingungen für Wachstum schaffen. Wir brauchen beim Urheberrecht klare Regelungen, wie zum Beispiel ein Warnsystem für illegale Nutzer im Internet. Denn trotz aller Steigerungen bei legalen Downloads bleibt die Netzpiraterie ein ernstes Problem für die Branche. Nur wenn wir dieses Problem in den Griff bekommen, kann die Musikindustrie die erforderlichen Zukunftsinvestitionen leisten. Denn auf zehn Künstler, die entwickelt werden, kommt nur ein Erfolg, das darf in den aktuellen Debatten nicht vergessen werden.“

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