Die Stranglers haben wieder alles im Griff

Berlin (dpa) - Nein, diese Band hat sich nicht aufgelöst, man hatte sie bloß vergessen. The Stranglers, die einst den Wandel von der überdrehten Punk-Kombo zur sanften Hitmaschine mit „Golden Brown“, „Strange Little Girl“ und „Always the Sun“, vollzogen, touren munter weiter durch Europa und haben sogar ein neues Album im Gepäck.

Und da ist er noch auf der neuen Scheibe „Giants“ zu hören, der pulsierende, treibende Bass-Sound von Jean-Jacques Burnel, der neben den beiden anderen Ursprungsmitgliedern Jet Black (Schlagzeug) und Dave Greenfield (Keyboards) noch mit von der Partie ist. Burnel und Baz Warne (Gitarre) teilen sich die Gesangspassagen.

Das 17. Album überrascht mit zehn Songs, die an die alten Tage erinnern, auch wenn wir die Stimme von Hugh Cornwell - seit 1990 als Vokalist nicht mehr dabei - bisweilen schmerzhaft vermissen. Nun, nach 23 Top-40-Singles müssen die Stranglers sich selbst und niemanden sonst etwas beweisen. Umso erstaunlicher ist es, mit welchem Enthusiasmus die Herren ans Werk gehen.

„Freedom Is Insane“ ist ein klassisches Stranglers-Lied und wahrscheinlich das beste auf der ganzen Platte. Der Titel erinnert bisweilen an das goldene Zeitalter der Band, an „Longships/Raven“ auf der Schallplatte mit dem berühmten 3D-Cover - inzwischen ein Sammlerstück. Atmosphärisch und launisch zugleich croont Burnel hier drauf wie einst Jim Morrison von den Doors. „Mercury Rising“ ist eher ranzig, Old School und ein wenig gaga - genau wie damals die Meninblack, wie die „Würger“ sich einst nannten.

Die berühmte Orgel-Bass-Kombination von damals trägt nach wie vor Kompositionen wie „Lowlands“ und „Boom Boom“. Ein wenig Bitterkeit ist allerdings bei der neuen CD zu spüren, denn ausverkaufte Welttourneen sind nun wirklich nicht mehr drin. Zu den Stranglers-Konzerten werden höchstens ein paar Tausend erwartet, immerhin nicht schlecht für eine Band, die ihre besten Zeiten vor der deutschen Widervereinigung erlebte. „Once there were giants / Walking among us /Now I have to deal / With little men with little hearts“, heißt es bei „Giants“. Das ist ein reichlich wehmütiger Blick in die glorreiche Vergangenheit, aber diese Jungs lassen sich trotzdem nicht unterkriegen.

Zum Auftakt ihrer Minitournee sind sie am 21.4 live in Berlin (Columbia Club) zu erleben, danach geht es in die Hamburger Fabrik (23.04) und ins Luxor nach Köln (24.04).

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