Die Killers sind älter geworden

Als die Band aus Las Vegas erstmals auf den Plan trat, war ihr Pathos-Rock ziemlich gefragt. 13 Jahre später blickt Sänger Brandon Flowers selbstkritisch zurück.

Die Alben der Killers wurden ja von Mal zu Mal schlimmer. Es war von allem zu viel: das Drama, die Show, das Polternde und Protzige. Alles, was die Band einst groß gemacht hat, wurde einem zuwider. Hört man sich die Best-of-Collection von 2013 an, ist man schnell übersättigt. Zu windbeutelig das Große und Ganze.

The Killers kommen aus der Wüste, aus dem Nichts. Benannt nach einer fiktiven Band aus dem New Order-Video „Crystal“, hat das Quartett damit kokettiert, dass es in der Glitzermetropole Las Vegas zu Hause ist. Einer künstlichen Stadt, die wie ein Vampir nur nachts zu Leben erwacht. Wo man die Oberflächlichkeit feiert und in der alles möglich zu sein scheint. Ein Ort wie geschaffen für Donald Trump, der dort einen 189 Meter hohen Wolkenkratzer bauen ließ — viel Schein, wenig Sein.

Dasselbe lässt sich über die Musik der Killers sagen. Und keiner verkörperte diesen Life-style besser als Brandon Flowers, Sänger und Aushängeschild der Band. Man wusste nie, ob er das ernst meinte, wenn er einen auf dicke Hose machte, Glitzeranzüge trug und sich die Augen mit Kajal schminkte.

Auf ihrem Debüt „Hot Fuss“ aus dem Jahr 2004 klang die Mischung noch aufregend: „Mr. Brightside“, „Somebody Told Me“, „Jenny Was A Friend Of Mind“. Übertriebener, größenwahnsinniger Rock, der nach vorne trat und die Band aus der Wüste Nevadas in die Stadien dieser Welt trug. Doch nach vier Alben hatte sich das Prinzip totgelaufen. Die erfolgreichste Single war zugleich ihre schrecklichste: „Human“ markierte den Anfang vom Ende. Es ist wie mit den „Hangover“-Filmen. Der erste war überraschend anders, der Rest redundant.

Das Album „Battle Born“ war an Kitsch kaum mehr zu überbieten. Das Breitbeinige, Powerballadige, das Testosteron-Geballer und die ganz großen Gesten — man wollte sich fremdschämen. Heute schämt sich Flowers für das Album, hat er gegenüber der britischen Musikzeitschrift NME verraten. Fast reumütig gab er zu Protokoll, dass er mit dem Ergebnis nicht glücklich gewesen sei.

Drei, vier Songs seien ganz gut gewesen, aber der Rest? „Battle Born“, sagte Flowers, sei ohne Konzept entstanden. Man habe etwas gesucht, aber leider nicht gefunden. Daran haben auch die vielen Produzenten nichts ändern können.

Nun ist das fünfte Album erschienen, und „Wonderful Wonderful“ klingt nicht mehr ganz so großspurig wie seine Vorgänger. Die erste Single „The Man“ ist sogar verdammt poppig. Flowers spielt mit seinem Image. Er singt: „I got gas in the tank/I got money in the bank/I got news for you baby, you’re looking at the man.“ Im dazugehörigen Video verkörpert er genau den Macho, den er die letzten Jahre so überzeugend gespielt hat. Das neue Album markiert einen Wendepunkt. Die Songs, sagt Flowers, handeln von „dunkleren Territorien, von Selbstreflektion, vom Älterwerden und davon, wie schnell die Zeit vergeht“. Er blicke in den Spiegel und singe über seine Familie.

Zwei Bandmitglieder werden auf der kommenden Tour nicht dabei sein. Bassist Mark Stoermer, heißt es, werde zurück aufs College gehen. Und Gitarrist Dave Keuning gönnt sich eine Pause. Er möchte mehr Zeit mit seiner Familie verbringen anstatt zu touren. Die Killers sind älter geworden.

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