Der „König der Trompete“ spielt in Düsseldorf

Am Freitagabend gibt Gábor Boldoczki in der Tonhalle ein barockes Konzert.

Düsseldorf. "Gott, Macht und König: Der Klang der Trompete scheint den Menschen ein Ton von höheren Gnaden." Gábor Boldoczki würde niemals eine dicke Lippe riskieren, wenn es um sein Instrument geht - obwohl es manchem angesichts dieser Worte so vorkommen mag. Nein, der ungarische Trompeter versucht nur zu erklären, woher die Popularität seines Instruments gerade zur Weihnachtszeit rührt. Und die den 34-jährigen nun auch mit dem Franz Liszt Kammerorchester nach Düsseldorf führt.

Genügt doch allein die Barockmusik in Kombination mit der Trompete als Schlüsselreiz, um weihnachtliche Gefühle auszulösen. Was Boldoczki nicht unbedingt stört - "ich genieße es, auf meiner Tour die adventliche Atmosphäre auf unterschiedliche Art in den verschiedenen Städten, zu erleben."

Und da der stets freundliche, groß gewachsene Mann für diese Auftritte effektvoll-elegante Konzerte von Bach bearbeitet hat, steht dem festlichen Genuss auch nichts im Weg.

Der Shootingstar der Bläserszene gilt mittlerweile als neuer "König der Trompete" und als legitimer Nachfolger des legendären Maurice André - kein Wunder angesichts seiner Bläser-Technik, die mit einem Ton von Subtilität und Wärme berührt.

Wobei der Vergleich mit dem Altmeister den höflichen jungen Kollegen zwar "ehrt - aber ich lege schon Wert auf meine eigene Musiker-Persönlichkeit".

Denn genau die bringt eine Vielseitigkeit mit sich, die das "goldene" Blasinstrument vielleicht sogar aus der "Abschiebung" seitens des Publikums und Veranstalter in die Weihnachtszeit herausholen könnte: Boldoczki hat schließlich mit zahlreichen durchdachten Bearbeitungen das begrenzte Trompetenrepertoire nicht nur längst über Vivaldi, Torelli, Haydn und Hummel hinaus erweitert, sondern regt auch immer wieder zeitgenössische Komponisten an, ihm Werke auf die Ventile zu schreiben.

So hat der Trompeter erst im September ein Auftragswerk des gefeierten türkischen Pianisten und Komponisten Fazil Say zum Abschluss der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern uraufgeführt: "Ein tolles Konzert", sagte der Musiker begeistert - "gerade auch weil Say eben nicht von einem Blasinstrument kommt, sondern vor allem auf die Vielfalt der Klangfarben achtet".

Ohnehin hatte ihn das Klassik-Festival im Nordosten Deutschlands in diesem Jahr besonders bedacht: Als "Preisträger in Residence" der Festspiele standen für ihn gleich 15 Konzerte samt drei selbst konzipierten Kammermusikfesten in Mecklenburg-Vorpommern auf dem Programm. Und dabei auch schon mal Probentage, die morgens um neun Uhr begannen und erst in der Nacht um elf Uhr endeten. "Gesund war das nicht", sagt Boldoczki schmunzelnd.

"Zwölf Stunden am Stück kann man als Trompeter eigentlich nicht spielen." Schließlich laste bei Spitzentönen ein Druck von 1,6 Bar auf dem Kopf - "fast schon wie ein aufgeblasener Autoreifen". Ganz abgesehen von den Lippen, die es feucht zu halten gilt - und auch zu schonen, denn "Herpes ist für mich wie ein gebrochenes Bein für einen Fußballer".

Was allerdings weder heißt, dass seine Ehefrau Krisztina ihn nur an den spielfreien Tagen küssen darf, noch dass sich der leidenschaftliche Freizeit-Kicker auf dem Rasen schonen würde: Zweikämpfe meidet selbst ein Trompeten-Virtuose nicht - und versucht doch andererseits immer wieder, Eckbälle mit viel Gefühl direkt ins Tor zu schlenzen. "Es geht halt immer um das richtige Verhältnis von (Lippen-)Spannung und (Ball-)Gefühl."

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