Friedhofskirche Cellist Amit Peled beherrscht die höchste Kunst

Cellist stellte in der Friedhofskirche sein Können mit anspruchsvollster Musik unter Beweis.

Friedhofskirche: Cellist Amit Peled beherrscht die höchste Kunst
Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Wer ganz kurzfristig sein Konzertprogramm wegen höherer Gewalt umstellen muss, geht normalerweise auf Nummer sicher. Nicht selten werden Stücke ausgewählt, die technisch nicht den höchsten Ansprüchen genügen, weil die Vorbereitungszeit sehr kurz ist. Diese Einstellung hatte der israelisch-amerikanische Cellist Amit Peled keineswegs. Er kam mit Werken in die Friedhofskirche, die ein Prüfstein eines jeden Instrumentalisten sind, an denen sich — salopp ausgedrückt — die Spreu vom Weizen trennt.

Johann Sebastian Bachs erste Cellosuite in G-Dur (BWV 1007) stellt technisch sehr hohe Anforderungen. Kein geringerer als der legendäre Cellist Pablo Casals (1876-1973) äußerte sich einmal zu dem Zyklus der insgesamt sechs Suiten: „Sie sind die Quintessenz von Bachs Schaffen, und Bach selbst ist die Quintessenz aller Musik.“

Die Arpeggione-Sonate von Franz Schubert ist eine der anspruchsvollsten und heikelsten Stücke im Cello-Repertoire. Das liegt daran, dass das Werk im Original für den Arpeggione (ein sechssaitiger Zwitter aus Gitarre und Cello) komponiert wurde, der in Vergessenheit geraten ist. Was auf einem Arpeggione gut spielbar war, ist auf dem Cello eine wahre Herausforderung.

Diesem hohen Niveau steht die „Hungarian Rhapsody“ op. 68 in nichts nach. Eine hochgradig schwere Kadenz löst die andere ab, einhergehend mit halsbrecherisch schnellen Läufen und Tonrepetitionen. Sie ist ein Bravourstück par excellence.

Mit einer stringent dezenten Tongebung und gestochen scharfen Akzentuierungen wie Phrasierungen gerade in den schnellen Tänzen kam Bachs Meisterwerk aus dem berühmten Casals-Cello. Geschmeidige Lagenwechsel trugen mit dazu bei, dass die Schubert-Sonate unglaublich schön volltönend „sang“. Höchste virtuose Klasse war bei Poppers ausgelassener Rhapsodie zu genießen.

Anhand von Max Bruchs „Kol Nidrei“ op. 47 und als Zugabe einem jüdischen Gebet des schweizerisch-amerikanischen Komponisten Ernest Bloch (1880-1959) verneigte sich Peled außerdem vor dem Judentum. Ungemein anrührend und ergreifend, mit einem weichen, warm singenden Piano zog er hier das zahlreiche Publikum in seinen Bann.

Abgesehen von Bachs Solowerk war ihm sein Freund und Klavierbegleiter Stefan Petrov ein kongenialer Partner. Feinfühlig ging er mit dem Flügel um. Seine mitatmende, nie in den Vordergrund tretende Spielweise hatte großen Anteil daran, dass Peled seine spannenden musikalischen Linien stets mit einer großen inneren Ruhe gestalten konnte.

Folgerichtig schloss das erstklassige Kammerkonzert mit begeistertem, lang anhaltendem Beifall. Damit meldete sich die Konzertgesellschaft Wuppertal als Konzertveranstalter dank der großen Initiative von Loretta und Werner Ischebeck wieder zurück.

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