Celine Dion: Der Glamour von Las Vegas

In der Kölnarena begeistert die Sängerin 11 000 Fans mit einem bis ins Detail inszenierten Auftritt.

Köln. Céline Dion gehört zu den wenigen Popstars von Weltformat, die die Herausforderung Las Vegas angenommen haben. Fünf Jahre stand die Frankokanadierin im extra für sie erbauten Ceasars Collosseum auf der Bühne - fünf Tage pro Woche, und das immer vor ausverkauften Rängen. Jetzt ist Dion wieder auf die Konzertbühnen zugekehrt, Las Vegas hat sie aber nicht wirklich verlassen.

Was die 11000 Zuschauer am Mittwochabend in der nicht ausverkauften Kölnarena erleben, ist eine perfekt und pompös arrangierte Show, die nichts dem Zufall überlässt. Jede Geste, jede Stimmlage und auch jedes Lächeln sind sekundengenau einstudiert. Selbst wenn Dion humorvoll von ihrer Familie berichtet, die sie begleitet, wirkt das berechnend und nicht einmal ansatzweise spontan. Doch wer bis zu 250 Euro für seine Karte bezahlt hat, legt darauf vielleicht auch keinen Wert.

Nur einmal verlässt die 40-Jährige das starre Korsett der Regieanweisungen, als plötzlich ein Fan versucht, ihr Blumen zu überreichen. Da eilt die Diva zum Bühnenrand, weist die Ordner in die Schranken und beugt sich tief hinab, um dem Glücklichen unter dem Jubel der Massen einen Kuss auf die Wange zu drücken.

Ansonsten erinnert die Art und Weise, wie Dion ihre Lieder interpretiert, manchmal mehr an Hochleistungssport denn an große Passion oder künstlerisches Können. Zu verkrampft wirken die Gesichtszüge selbst bei gefühlvollen Balladen wie "My Love". Und wenn die Sängerin mit ihrem Publikum kommuniziert, werden bei geballter Faust und hochgerecktem Arm Gedanken an die ehrgeizige Wahlkämpferin Hillary Clinton wach.

Trotzdem feiert das Publikum sein Idol frenetisch und mit stehenden Ovationen - und das bereits beim ersten Song. Musikalisch bietet der Musikstar eine "Best of"-Auswahl seiner erfolgreichen Karriere, wobei die Stücke der aktuellen CD "Taking Chances" nur vereinzelt auftauchen.

Fast ebenso wichtig wie das eigene Werk sind die Coverversionen anderer Musikgrößen. So, wenn Dion mit "We will rock you" und "The Show must go on" Queen ihren Respekt erweist oder bei einem Soul-Medley Stücke von James Brown, Otis Redding und Stevie Wonder aneinanderreiht. Viel vom ursprünglichen Charakter der Songs bleibt dabei aber nicht übrig, denn die Originale werden regelrecht "dionisiert" und im neuen, bombastischen Glitzergewand präsentiert.

Das Publikum reagiert auf diese übermächtige Klangwelt sichtlich beeindruckt, doch wirklich berührt scheinen nur wenige. Da, wo sonst Feuerzeuge brennen oder Leuchtstäbe geschwenkt werden, steht in Köln nur das ungläubige Staunen über die ungewohnte Glamourwelt, die aus Las Vegas an den Rhein gekommen ist.

Erstaunlich ist auch das technische Equipment, das auf und über der mitten in der Halle aufgebauten Bühne zum Einsatz kommt. Alleine die Hebebühnen, mit denen die Band und die Tänzer ständig hoch und runter gefahren werden, bedeuten Hightech in höchster Präzision. Perfekt inszeniert sind auch die fünf Umziehpausen für Céline Dion, die von ihren Tänzern mit spektakulären Einlagen überbrückt werden.

Für die Sängerin bieten sich immer wieder die Möglichkeit, ihre Rolle zu wechseln. Mal erscheint sie als Rockerin in Ledermontur, um kurze Zeit später wieder mit wallenden Gewändern sehr weiblich auf die Bühne zurückzukehren und mit ihrer mächtigen Stimme die nächste Runde im Multimediaspektakel zu eröffnen.

Ihren größten Hit hebt sich Dion für die zweite und letzte Zugabe des fast zweistündigen Konzerts auf. Im schwarzen Abendkleid und umgeben von einem von der Decke einschwebenden Kerzenmeer kommt der Titanic-Song "My heart will go on" zu seiner vollen Entfaltung. So hat schon Leonardo DiCaprio Millionen Kinogänger zu Tränen gerührt.

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