Bloc Party spielen wieder mit dem Feuer

Die britischen Indie-Rocker begeistern am Montagabend im ausverkauften Kölner E-Werk.

Köln. Das Schlagzeug scheppert. Die Gitarren laufen heiß. Und nach zweieinhalb Minuten wird das breitbeinige "So he begins to lie" im Blitzlichtgewitter zum unaufhaltsamen Himmelsstürmer. Bloc Party sind zurück. Die Spekulationen um Zerwürfnisse und eine mögliche Trennung spätestens nach diesem Auftakt im ausverkauften E-Werk wie weggewischt.

Die britischen Indie-Rocker beginnen ihre knapp eineinhalbstündige Show am Montagabend furios. Das Rhythmus-Monster "Mercury" poltert durch den Saal. "Hunting for witches" nötigt förmlich zum Tanz und treibt dem Publikum die ersten Schweißperlen auf die Stirn. "Play it cool boy", singt Kele Okereke in "Positive tension". Aber wer will noch cool bleiben, wenn das Quartett in der herzzereißenden Ballade "Real talk" klarmacht, dass man ankommen kann.

Das Debüt, der Paukenschlag "Silent Alarm", hatte vor acht Jahren wie ein Bumerang hohe Erwartungen zurückgeschleudert. Und Bloc Party taten das, was viele Bands tun, die daran nicht zerbrechen wollen. Sie flüchteten sich in Perfektion - obwohl darin naturgemäß die größte Gefahr liegt.

Es kam, wie es kommen musste: Nach dem verkopften Drittling "Intimacy" war es plötzlich vorbei mit der Nähe. Sänger Kele Okereke suchte sein Glück auf dem Solopfad - vergeblich. Dabei hatte er das Rezept dafür bereits auf der zweiten Platte besungen.

In Köln verabreicht Okereke es seinen Jüngern im Song "Waiting for the 7.18" nun aus voller Überzeugung: "Just give me moments." Genau das ist es, was Bloc Party bei den Aufnahmen ihres aktuellen Langspielers "Four" beherzigt haben. Die Stücke wurden nicht mehr am Reißbrett entworfen und am Rechner bis aufs letzte Riff zerlegt.

Ob man das druckvolle "Coliseum" oder das Testosteron-gesteuerte "We're not good people" nun gut findet oder nicht. Live sind die Songs von extremer Wucht. Und beim fließenden Übergang vom düsteren "Song for clay (disappear here)" zum Überhit "Banquet" gibt es keinen Zweifel mehr: Okereke hat wieder richtig Bock - und Bloc Party sind "on fire".

Der Ohrwurm "Octopus" versprüht die frühere Dynamik. Der Sound, den die Londoner inzwischen völlig mit Recht ihren eigenen nennen können, hat etwas, wonach viele Mitschwimmer der längst verebbten Indie-Welle vermutlich immer noch verzweifelt suchen: Substanz. Und dann gibt es natürlich noch diesen Raum für große Momente.

Beim ersten Ton von "This modern love", das Gitarrist Russell Lissack Saite für Saite emotional auflädt, geht ein Raunen durch die Halle. Da verzeiht man Okereke das Rihanna-Intro ("We found love") vor "Flux" - und dass der Band beim simpel-schönen Popsong "Truth" etwas die Luft ausgeht. Die Botschaft allein ist hier genug: "I am yours now respectfully".

Mit dem umjubelten "Helicopter" heben Bloc Party schließlich wieder ab. Turbulenzen sind erst einmal nicht zu erwarten. Die Band hat die größte Hürde genommen - sich selbst.

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