Er schüttelt lachend den Kopf, wendet den Blick aber nicht von der Bühne. Denn die Frau da vorne hat Sogwirkung: Beth Ditto, 28 Jahre alt, bekennende Lesbe, 1,55 Meter groß und 100 Kilo schwer, rockt im Kölner Palladium an diesem Mittwochabend mit ihrer Band Gossip.

4000 Fans sind gekommen - ausverkauft. "Das hier ist die größte Show, die wir je gespielt haben", sagt Beth Ditto auf Englisch. Und auf Deutsch fügt sie hinzu: "Deutschland ist mein Lieblingsland." Kein Wunder, denn das sechste Album der Indie- und Punk-Band, Music for Men, ist im Juni von Null auf Eins in die deutschen Charts eingestiegen, die Single Heavy Cross mischt noch immer die Top Ten auf.

Die Band lebt von der gewaltigen stimmlichen und körperlichen Präsenz der Frontfrau. Und genauso schwergewichtig ist auch ihr Selbstbewusstsein - das ist die Botschaft von Beth Ditto: "Ich glaube an mich, und ich mag mich", hat sie in einem Interview gesagt. "Und ich will Mädchen, die sich fett oder hässlich finden, Selbstvertrauen geben. Mir hat so ein Vorbild früher gefehlt." Karl Lagerfeld hat Ditto übrigens als Stil-Ikone bezeichnet.

Ditto ist bekannt dafür, dass sie auf der Bühne bis zur Unterwäsche strippt. Im Palladium kommt es soweit nicht. Doch sie tanzt in einem schrillen schulterfreien Kleid über die Bühne, dass die Pfunde wackeln, das Kleid verrutscht und sie sich mit einem Handtuch immer wieder den schwitzigen Rücken abrubbeln muss. Die Lebensfreude steht ihr dabei ins Gesicht geschrieben.

Die Fans sind genauso ausgelassen wie die Frontfrau. Sie singen mit, klatschen und jubeln. Besonders natürlich bei dem genialen Hit Heavy Cross, bei dem niemand stillstehen kann.

Bei der Zugabe steht Beth Ditto dann in einem schwarzen hautengen Kleid auf der Bühne und lässt ihre Fangemeinde zum Schluss lauthals "We are the Champions" singen. Keiner weiß, warum. Doch wenn man Beth Ditto so zusieht, möchte man entgegen: Warum eigentlich nicht?

Die weiteren Konzerte in Deutschland (Offenbach, München, Berlin), sind ebenfalls ausverkauft.