Beat! Beat! Beat!: Die Raumfahrer vom Niederrhein

Independent: Beat! Beat! Beat! sind eine der Entdeckungen des Jahres. Überraschend daran: Das blutjunge Quartett stammt aus Viersen.

Düsseldorf. Müsste Moritz Leppers derzeit in einem Poesiealbum angeben, was seine Hobbys sind, würde er "Ponyreiten, ins Kino gehen und Weltraum-Dokus gucken" schreiben. Ersteres ist natürlich ein Witz, das mit dem Kino eine kaum erwähnenswerte Selbstverständlichkeit - die Sache mit den Weltraum-Dokus aber ist ernst gemeint. "Stundenlang kann ich mit meinen Bandkollegen auf der Couch sitzen und Dokumentationen über das All anschauen", sagt der Gitarrist von Beat! Beat! Beat!, eine der interessantesten Entdeckungen des allmählich ausklingenden Musikjahres.

Hinter der Begeisterung für planetare Konstellationen steckt nichts weiter als die Frage nach dem Sinn des Lebens - in der Phase zwischen Schule und erster Selbstfindung nichts Ungewöhnliches. Mittlerweile macht sich das Quartett vom Niederrhein aber keine Gedanken mehr über existenzielle Fragen. Denn das, was momentan mit den Viersener Jungs passiert, ist schon absurd genug.

Die Erfolgsstory beginnt 2008 mit "Stars", ihrem ersten, selbst produzierten Mini-Album. Michael MacDonald, Manager der schottischen Post-Punk-Revival-Band Cinematics, wird während eines Konzerts in Köln darauf aufmerksam. Er nimmt die damaligen Schüler unter seine Fittiche und lässt das Album von Cinematics nachbearbeiten.

So wird erstmals auch die Fachwelt auf die klar komponierten Independent-Songs von Beat! Beat! Beat! aufmerksam. 2010 spielt das Quartett dann schon Gigs in Clubs und kleineren Hallen quer durch die Republik und auch darüber hinaus - Hamburg, Hannover, Berlin, sogar in Wien und im schweizerischen Aarau haben die Viersener bereits Fans.

"Es ist einfach ein komisches Gefühl, Leute zu sehen, die unsere Songs mitsingen", beschreibt Leppers die Situation, wenn Beat! Beat! Beat! in irgendwelchen Städten auftreten, die von Viersen meilenweit entfernt liegen. "Besonders seltsam ist es in Hamburg oder Berlin, wo man vor einem Publikum spielt, das wesentlich cooler aussieht als man selbst." Normalerweise müsste es ja eher umgekehrt sein.

Aber normal ist bei Beat! Beat! Beat! ohnehin nichts mehr. Lang gediente deutsche Indie-Bands müssen ihr Leben lang darauf warten, einmal im altehrwürdigen NME, der monatlich erscheinenden britischen Pop-Bibel, genannt zu werden. Beat! Beat! Beat! dagegen wurde schon ein ganzer Artikel gewidmet. Ein überaus wohlwollender obendrein. Als "deutsche Antwort auf die Foals" wurden sie bezeichnet. Einen besseren Einstand kann man sich eigentlich nicht wünschen. Natürlich war es dafür nicht ganz undienlich, dass der Manager der Jungs für die Partys des NME hin und wieder auflegt.

Auch sonst ist die Band in guten Händen: Produziert wurde ihr Debüt "Lightmares" von Ex-Muff-Potter Dennis Scheider. Und die Tourplanung übernahm Grand Hotel van Cleef, das Label von Thees Uhlmann (Tomte) und Marcus Wiebusch (Kettcar).

Obwohl alles gerade richtig ins Laufen kommt, bleibt die Band erstmal Wochenend-Beschäftigung: Sänger Gottmanns macht Abitur, Leppers leistet ab Dezember Zivildienst. "Da muss ich noch meine neue Chefin anrufen, dass sie mir direkt am zweiten Arbeitstag freigibt", sagt er. Grund ist die Nominierung von Beat! Beat! Beat! für die 1Live-Krone, in einer Kategorie mit Tocotronic, Dendemann und Gisbert zu Knyphausen. "Da wird wohl Dendemann das Rennen machen", bleibt Leppers bescheiden. Die Nominierung allein reicht ihnen eigentlich schon, "auch wenn das abgedroschen klingt". Immerhin: "Ich habe die Chance, Lena kennenzulernen. Ihre Musik ist zwar nicht so mein Ding, aber sie ist", kurzes verlegenes Räuspern, "sehr sympathisch".

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