Bayreuther Festspiele: Was wäre Wagner ohne Liszt?

Eine spannungsreiche Freundschaft: Liszt förderte ihn, Wagner brauchte dessen Geld.

Bayreuth. Der Stadt Bayreuth kann man nicht vorwerfen, sie missachte das Liszt-Jahr. Der große Komponist (geb. 1811) ist hier vor 125 Jahren, am 31. Juli 1886, gestorben. Fahnen und Plakate weisen auf die zahlreichen Konzerte, Lesungen und Vorträge hin. Aber allgegenwärtig in Bayreuth ist ein anderer Komponist: Richard Wagner (geb. 1813).

Die Musiker verband eine Freundschaft, die jedoch kompliziert, von Enttäuschungen geprägt und finanziell einseitig war. Liszt ermöglichte Wagners Aufstieg erst, sagt Sven Friedrich, in Bayreuth zugleich Leiter des Richard-Wagner- und des Liszt-Museums: „Ohne ihn wäre Wagner nicht das geworden, was er wurde. Es hätte auch die Festspiele nicht gegeben.“

Liszt erkannte und förderte Wagners Talent — auch in der Zeit, als dieser wegen seiner Beteiligung am Dresdner Aufstand im Schweizer Exil leben musste und steckbrieflich gesucht wurde. So half Liszt nicht nur bei der Flucht, er führte auch als Hofkapellmeister in Weimar 1850 erstmals Wagners „Lohengrin“ auf. Die Oper „Tannhäuser“ verdankt ihren Durchbruch Liszt.

Wagner nahm die Hand, die ihm der damalige Superstar der Musikszene reichte, auch weil er knapp bei Kasse war. „Es gibt keinen Brief von Wagner an Liszt, in dem es nicht um Geld geht.“ Liszt half, doch Wagner fand es belastend, auf dieses Geld angewiesen zu sein. 1864 fand der Komponist in Ludwig II. dann einen Mäzen.

Das Verhältnis zwischen Wagner und Liszt war auch durch Cosima belastet, Liszts Tochter. Cosima sei von der Idee besessen gewesen, die Muse eines bedeutenden Künstlers zu werden — ihr erster Mann, der Dirigent Hans von Bülow, war dazu nicht der Richtige. Anders Wagner. Museumsleiter Friedrich: „Cosima war ihm vollständig ergeben.“ Die Trennung von ihrem ersten Mann 1864 habe zum Konflikt mit dem strengen Vater geführt.

Als Wagner sich etablierte, brach der Kontakt zu Liszt ab: „Es herrschte elf Jahre Funkstille.“ Wagner mauserte sich zum bedeutenden Komponisten, der Schwiegervater empfing in Rom die niederen Weihen und den Titel Abbé. Vor der Grundsteinlegung des Festspielhauses schrieb Wagner einen rührenden Brief an Liszt, der Schwiegervater reiste auch zum Richtfest 1873 an. Ihr Verhältnis sei nun auf einen „altersweisen Epilog“ hinausgelaufen, so Friedrich.

Nach Wagners Tod 1883 war Cosima die Hüterin seiner Ideen. Den berühmten Vater spannte sie gern für ihre Festspiele ein. 1886 reiste Liszt erkältet an. In der Familienloge brach er zusammen und starb wenige Tage später an einer Lungenentzündung. Zum Requiem in der Schlosskirche improvisierte Anton Bruckner über „Parsifal“ — Wagners Musik.

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