Alicia Keys: Mit der Kraft des Familienmenschen

Alles beim Alten — und doch irgendwie anders: Auch mit ihrem fünften Album beweist Soulstar Alicia Keys ihre Klasse, klingt aber dank neuer Mutterrolle noch selbstbewusster.

Düsseldorf. Sagenhafte 14 Grammys stehen im Regal von Alicia Keys. Schon mit ihrem Debüt „Songs In A Minor“ (2001) erreichte sie 20-jährig die Spitze der US-Charts und ließ bis 2007 mit „The Diary Of Alicia Keys“ und „As I Am“ zwei weitere Nummer Eins-Alben folgen.

Auch das letzte Studiowerk „The Element Of Freedom“ (2009) war künstlerisch und kommerziell ein voller Erfolg. In den Katalog der Sängerin gehören emotionale, soulige Pop-Hits wie „Fallin’“, „If I Ain’t Got You“ oder „No One“.

Doch auch abseits der Musik lebte sich die New Yorkerin als Autorin, Produzentin oder Designerin kreativ aus. Ein wichtiger Teilbereich: ihr soziales Engagement. Für die Internet-Plattform „iVillage“ bloggte sie über ihren Einsatz im Kampf gegen Aids in Afrika. „Man kann nie wirklich glücklich werden, ohne anderen zu helfen.“

In dieser Aussage offenbart sich eine der Grundüberzeugungen der Künstlerin, die die Kampagne „Keep A Child Alive“ unterstützt. Was bei anderen Show-Größen wie ein hohle Phrase klingt, belegt Alicia Keys seit Jahren mit Taten.

Jetzt ist die 31-Jährige mit einem neuen Album zurück. Drei Jahre sind vergangen seit der letzten Platte. Eine Zeit, in der die Musikerin vor allem im privaten Bereich zwei wegweisende Erlebnisse hatte. Neben der Heirat mit ihrem Freund, dem DJ und Produzenten Kasseem Dean alias Swizz Beatz, war es vor allem die Geburt des gemeinsamen Sohns Egypt im Oktober 2010, die das Leben der Künstlerin um neue Rollen erweiterte.

Zur Komponistin, Sängerin, Produzentin, Schauspielerin („Smokin’ Aces“, „Nanny Diaries“), Kurzfilmregisseurin, Buchautorin, Turnschuh-Designerin (Reebok) und Theater-Produzentin („Stick Fly“ von Lydia R. Diamond) kam die Ehefrau und Mutter. Alicia Keys gelingt das Kunststück, all diese Facetten zu vereinen.

Die vergangenen zwei Jahre beschrieb Alicia Keys in einem Interview mit dem US-Magazin „Billboard“ als Dynamik von Lektionen und Gefühlen, in die sie hineinwachsen musste. „Dieser Wirbelwind hat mich definitiv dazu gezwungen, zu sein, wer ich bin. Und den Mut aufzubringen, nicht zu versuchen, jemand anderes zu sein.“

Es mag einen zunächst verwundern, dass eine Frau, die man in den vergangenen Jahren durch ihre Kunst und das öffentliche Auftreten als starke Persönlichkeit wahrgenommen hatte, davon spricht, sich selbst endlich gefunden zu haben. „Ich vertraue mir jetzt selbst, und das ist ein großartiges Gefühl“, verriet sie der amerikanischen Zeitschrift „Vibe“ im Vorfeld der Veröffentlichung ihres neuen Albums „Girl On Fire“.

Das beschriebene neue Selbstbewusstsein ist dem Album in jeder Note anzuhören. „It’s been awhile, I’m not who I was before“ („Es ist eine Weile her/Ich bin nicht mehr, wer ich vorher war“), heißt es in „Brand New Me“, einem zentralen Stück des Albums. Das sanfte Piano und der weiche und kristallklare Gesang gehen nah beieinander und zeigen keine Scheu. Das Stück steigert sich im Verlauf zur energischen Hymne, bei der Alicia Keys’ Stimme wie bei einem Protestmarsch über die Musik stolziert.

Die Künstlerin stellt mit dem Album die neue Version ihrer selbst vor. Auch das Video zum Titelsong „Girl On Fire“ thematisiert eine neu gewonnene Identität als Familienmensch mit starker und femininer Individualität.

Musikalisch konnte sich Keys bei den Aufnahmen auf einige talentierte Gäste verlassen. Neben Grammy-Preisträger und R&B-Star Babyface arbeitete sie unter anderem mit Komponist und Sänger Jeff Bhasker (u.a. Bruno Mars, Jay-Z) und dem Gitarristen Gary Clarke Jr. sowie dem britischen Produzenten und Musiker Jamie XX (The XX) zusammen. Es vermischen sich so verschiedene Elemente aus Soul, Pop, Elektro, Hip Hop und Reggae zu einem eigenständigen Klang.

Für die Bekanntgabe der Titelliste wählte Keys vor wenigen Monaten einen ungewöhnlichen Weg. Statt eines herkömmlichen Newsletters schickte sie ein Foto über Instagram in die digitale Welt: die Songtitel darauf in der eigenen Handschrift und mittels der eigenen Kamera aufgenommen. Diese Art der direkten Kommunikation mit ihren Fans entspricht dem neuen Selbstverständnis perfekt. Alicia Keys, eine Frau, die leidenschaftlich für ihre Kunst brennt.

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